Montag, 7. Januar 2008

Speichellecker - oder wie ich lernte vermeintliche Vorbilder zu verachten

Man kommt nicht umhin, Erfolg, insbesondere finanzieller Art, führt zu Einladungen auf die aberwitzigsten Events. Der überwiegende Anteil entpuppt sich schon ohne ersten Blick, als oberflächlichste Selbstbeweihräucherung immer Glitzer-Glanz-Gewand. Oft zitiert, aber angemessen bezeichnet fplgende Floskel das Publikum: "Stock im Arsch ersetzt das Rückgrat".
Auch ich verirrte mich wider besseren Wissens leider einige Male zu oft dorthin. Anfänglich mit der üblichen Profilneurose ausgerüstet, sonnte man sich im vermeintlichen Glanz. James-Bond-Gesicht aufgesetzt und Martini schwenkend in der Ecke stehen und beobachten. Das ging anfänglich diskret und unverfänglich, bis man auf einmal tuschelnd mit "das ist übrigens der..." angeführt wurde. Fortan kriecht jeder noch so nichtsnutzige Blender aus seiner Grotte und straft einen ungefragt mit Banalitäten und Komplimentwut. Arroganz bewirkt leider ungewünscht ungeahnte Ehrgeizschübe. Selbst die vorsätzliche Verletzung des jeweiligen Dresscodes und unangemessene Promille bewirken keinerlei Distanz. Ich bin mehr als gewillt, mich den erlebten Mustern zu widersetzen, leider fehlt mir der notwendige Schweif um kuhgleich Schwärem von Schmeißfliegen zu verscheuchen. Einzig Meidung solcher Anlässe vergönnt innere Ruhe.
Erstaunlicherweise tummeln sich auf Hochglanzanlässen größtenteils, diejenigen die es noch nötig haben und zugehörige B-Prominenz. Wer es geschafft hat, hat echte Freunde - entweder noch oder loyal erarbeitet. Diese Herrschaften sind sich auch für aufrichtige und tiefe Gespräche nicht zu schade, wie ich an anderen Orten bemerken durfte. Hier findet man fern von Gier auch Anspruch und Bewusstsein und Freundlichkeit, wie sie sonst zu später Stunde in einer Eckkneipe erwartet wird.
Für mich taugen oben geschilderte Anlässe lediglich als Entertainment mit realsatirischen Zügen. Ungeniert und mit unangemessener Begleitung konzentriere ich mich voll auf die Maximierung meines eigenen Amusements. Aufrichtigkeit, Loyalität und nachdenkliche Fragen findet man dort niemals.

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