Sonntag, 15. November 2009

Geld mehren kommt von investieren kommt von genießen - Phase 2

Zugegeben, 23.352,12 Euro bringen manch Gutverdiener höchstens zum Schmunzeln. Ich empfand diesen Kontostand jedoch als radikalen Einschnitt in mein Leben und genoss ein neues Gefühl der Sicherheit. Zudem ist ein hohes Jahresgehalt nicht zwingend gleichbedeutend mit dem Komfort frei über eine fünfstellige Summe verfügen zu können. Diese Verfügungsgewalt allerdings überforderte mich zunächst, wollte ich doch bloß nichts falsch machen und noch viel weniger zu denjenigen Unsympathen zählen, die sich einzig über ihren Wohlstand definieren.

So verging noch etwas Zeit bis zu meiner ersten spürbaren Ausgabe. Ich wollte investieren und zwar nachhaltig. Die Anzahl von Anlageoptionen ist gigantisch, bei hoher Verarschungsquote und wenig Spielraum für moralisch haltbare Instrumente. Die Tiefen des Internet und die Lektüre diverser Fachliteratur schuf kaum Abhilfe oder Aufklärung. Ich entschied mich für das einzig Richtige: Lebensqualität. Nach Monaten der Askese und Abstinenz musste eine Reise her - vier Wochen Seelenmassage fernab der Heimat. Ich entschied mich für die Anschaffung eines VW T4, für eine Reise nach und durch Spanien, für einen Sprachkurs vor Ort und gegen gängige Vernunft. Mein Geld schimmelte auf einem Sparkonto und wartete auf seine Aufgabe.

Diese Reise entpuppte sich als wichtige Erkenntnis. Ich wiedererkannte meine Freude am Lernen, Freude an Menschen und sozialen Kontakten, an Praxisbezug und meinen Inputqualitäten. Frisch heimgekehrt, war ich um einige Spanischvokabeln reicher und etliche Tausend Euro ärmer. Mein VW T4 wurde mangels Notwendigkeit verkauft und floß hiermit in eine Kaution. Ich bemietete eine große Gewerbefläche und verdiente Geld ohne Zutun.

In mir verfestigte sich die Ahnung, die beste Investition ist die in sich selbst. Niemand bringt einem eine größere Wertschätzung und Vertrauen in die eigenen Qualitäten entgegen, als man selbst oder vielleicht die werte Mutter. Mein mühsam erspartes Geld sollte mir dienen und nicht in intransparenten Fonds und unpersönlichen Aktiengeschäften Verwendung finden.

Ebay hat meinen Besitzstand enorm reduziert - Tabula Rasa - Viel Platz für einen Neuanfang und sinnvollen Ausbau materieller Güter. Anders als zuvor wollte ich nicht nur auf Qualität achten, ich konnte sie mir sogar leisten. Mithilfe eines guten und vor allem kompetenten Freundes eroberte ein HiFi-Vergnügen meine heiligen Hallen - eine enorm hochwertige Musikanlage aus durchdachten und gebraucht erstandenen Bauteilen. Bis heute schmerzt diese Ausgabe in keinster Weise. Eiinerseits liebe ich Musik und genieße ihren Konsum nun in bester Qualität. Auf der anderen Seite zeigte mir eine kürzliche Recherche: Der Wert meiner Anlage liegt mittlerweile weit über dem Einstandspreis. Qualität lohnt durch Wertstabilität - ein angenehmes Gefühl.

Doch diente mein Finanzpolster nicht allein meinem materiellen Komfort. Meine Investitionen in mich selbst, waren auch geschäftlicher Natur. Die Freude über meinen Spanischkurs brachte mir eine innige Auseinandersetzung mit mir und meinen Bedürfnissen. Was will ich wirklich, was liebe ich, womit verbringe ich gerne Zeit? Wenn ich liebe, was ich tue, werde ich immer besser darin. Freude an Arbeitsaufwand, weil ein Hobby Berufung wird sorgt für ein völlig unbelastendes Arbeitsverständnis.
Nach kurzer Zeit und intensiver Recherche, fand ich mich in einem Schauspielkurs wieder. Ich wollte nicht schauspielern, ich wollte sprechen lernen, meinen Körper beherrschen, Souveränität erlangen. Der Kurs half enorm - noch heute zehre ich insbesondere in geschäftlichem Kontext von dieser Maßnahme.

Mein Kontostand sank zunächst beharrlich, doch der Zwang sich wieder zu 100% in Arbeit zu stürzen ließ noch auf sich warten. Somit reihte sich für mich Hobby an Seminar, Exkursion an Veranstaltung. Ich lernte Talent in Fähigkeit zu verwandeln und spannende Kontakte zu knüpfen.
Auch im Nachhinein hätte keine andere Investition mehr Rendite versprochen, als meine Liebe zu mir selbst und die Schaffung einer Heimat des Wohlbehagens. Liebe zum Leben durch finanzielle Unabhängikeit und fehlenden Zwang...die Früchte ernte ich heute noch.

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