Mittwoch, 24. Juni 2009

Good morning Saddam

Hohe Frequenzen malträtieren mein Trommelfell, während zeitgleich ein schepperndes Brummen seinen Weg in mein Gehirn sucht - mein Handywecker klingelt. Sony Ericson hat die Snoozefunktion mit Schlummermodus übersetzt, mit jedem Klingeln kann ich die Geräuschattacke um neun Minuten verschieben. Neun Minuten, die gerade ausreichen abstruseste Traumbilder an schlechte Laune zu koppeln, dabei aber keinerlei Erholung verschaffen.

Geschickterweise ist die Schlummertaste an der Stelle, wo auch die letzten Anrufe angezeigt werden. Manch Kontakt konnte sich an meinem halbschlafenden Schnarchmodus erfreuen, wenn ich im morgendlichen Tran einmal zu oft auf die Taste drückte. Der Tag beginnt dann mit einem zarten und verzerrten Stimmchen, was mir in meine Traumwelt zuschreit, ob ich noch ganz dicht sei...Wundervoll.

Ein solcher Tag, beginnt mit einem Kater, welcher nicht vom Alkohol rührt, sondern der Störung aller REM-Phasen. Entsprechend gut gelaunt registriere ich die überkochende Milch, während ich meine Zähne wohl zu ausgiebig putzte. Der Geruch von Milchschaum auf glühender Kochplatte verdirbt die größte Koffeinsucht, vor allem wenn man schläfrig hektisch mit aller Grobmotorik für verbrannte Finger sorgt.

Die Wohnung muss fluchtartig verlassen werden, damit die schlechte Laune im Bett bleibt. Der Regenfrust der vergangenen Tage sorgt für Wollpulli und wetterdichte Jacke - zeitgleich schlägt einem 30° Grad Sommerwetter in die Fresse und am Horizont steht der benötigte Bus. Einen beherzten Sprint später kann man seine Rücklichter en Detail erkennen und erfreut sich an Schweißperlen auf der Stirn. Dafür steht nun der örtliche Kindergarten mit mir an der Bushaltestelle und fiebert dem Ausflug entgegen - freundlich werde ich integriert.

Die Busfahrt versüßt mir ein überfreundlicher Chauffeur, welcher meinen Zehn-Euro-Schein nicht wechseln möchte. So gibt er mir die Chance auch alle anderen Passagiere kennenzulernen, auf der Suche nach Wechselgeld. Meine Liebe zum HVV wächst mit jeder Sekunde und wird durch einen Fleischberg von 200 Kilo gekrönt. Sitze im öffentlichen Nahverkehr sind durchaus bulimietauglich, dennoch teilen wir uns eine Viererbank. Sein schwitzender Leib teilt, ich ertrage ihn und den Soundtrack von 30 aufgeregten Kleinkindern.

Zum Glück kommt meine Jacke doch noch zur Geltung. Ein spontaner zweiminütiger Gewitterschauer, passt meinen dreiminütigen Fussweg ab und begleitet mich ein wenig. Salzig entschwindet mein Schwitzanfall und die gekaufte Tageszeitung in meinen Fingern. So rauche ich wenigstens nicht so viel...

Wir haben zehn Uhr morgens und mein Tag hat noch nicht einmal begonnen ... Das Leben ist ne Currywurst.

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