Mittwoch, 3. September 2008

Curacao ein Eiland mit Perspektive

Um das Alphabet zu komplettieren, muss nach Aruba und Bonaire in jedem Fall Curacao folgen. Subjektiv als größte bzw. bevökertste der drei Inseln empfunden. Auf einmal wieder Stadtgefühl, samt Stickigkeit, Lärmpegel, Dreck und Aggression. Die holländische Vergangenheit ist spürbar und im Stadtbild mehr als erkennbar ... die letzten Dekaden wurde kolonialer Altbau allerdings nicht wertgeschätzt, so dass sich in Willemstad etliche mondäne Ruinen aneinanderreihen. Doch die Regierung samt Bevölkerung erkennt das vergangene Fehlverhalten und beginnt mit Liebe zum Detail, den alten Glanz in die Stadt zu restaurieren. Offensichtlich wird dies noch einige Zeit dauern.
Mit der Insel konnte ich nicht wirklich warm werden. Nach den spärlichen Stränden auf Bonaire, realisiert man sandigen Wasserzugang natürlich wohlwollend, aber irgendetwas fehlt. Das Eiland scheint noch nicht wieder reif, sondern pubertiert gerade erst vor sich hin - mitsamt allem üblichen Mut zur Häßlichkeit und Krawall. Das Potential ist zu erahnen, aber versteckt sich noch erfolgreich.
Diese Wandeljahre nutzen vornehmlich holländische Touristen, um Hochkultur wie Hardcoretechno, Heineken und europäischen TV-Fussball zu etablieren. Glücklicherweise nicht sonderlich erfolgreich.
Curacao scheint seinen möglichen Niedergang vor zehn bis zwanzig Jahren erfolgreich umschifft zu haben. Die drastische Arbeitslosigkeit und heftige Armut ist gewichen, aber dennoch ist gerade in den Vororten eine Art aggressive Depression zu spüren. Hierbei ist nicht von dritte Welt Ghettos die Rede, aber von pöbelnder Unzufriedenheit. Die Insel hat noch einige Hausaufgaben zu erledigen.
Völlig unverständlich erscheint mir der laxe Umgang mit den naturgegebenen Landschaftsschönheiten. Umweltschutz ist nach wie vor keine Selbstverständlichkeit. Ich ahne, dass ich entweder 100 Jahre zu spät oder 25 Jahre zu früh zu Besuch kam - Liebe auf den ersten Blick sieht anders aus.

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