Montag, 30. November 2009

Schweizer Muslime entwickeln Kreativität


Nachdem der gemeine Schweizer zuletzt seine hochwohlgepriesene Neutralität und Weltoffenheit persiflierte, gibt es kreative Antwort seitens der Schweizer Muslime.

Brief an einen Kunden

Sehr geehrter Geschäftskontakt,

es tut mir leid ihnen mitteilen zu müssen, dass ich auf ganzer Linie versagt habe. Trotzdem sie mir mehrfach pünktlichst abends um 23 Uhr dringende Änderungswünsche oder finale Informationen hereinreichten, gab es Momente, in denen Ich eine pünktliche Umsetzung zum nächsten Morgen nicht realisieren konnte.

Dabei fiel ich schon zur Geschäftsanbahnung mit überhöhten Konditionen negativ auf. Die Unverschämtheit von meinem Honorar nicht nur überleben zu wollen, sondern bei ungezählten Überstunden hoffte auch meine betrieblichen Fixkosten tragen zu können, bitte ich zu entschuldigen. Zum Glück ging ich auf ihre nach unten optimierte Kalkulation bei ausgebautem Leistungsumfang ein und entledigte mich im selben Augenblick unsinniger finanzieller Verpflichtungen. Krankenversicherung und Altersvorsorge passen eh nicht so zu meiner Persönlichkeit.

Sie haben mein vollstes Verständnis, für die langfristige oder gänzliche Einbehaltung meines Honorars, ist es doch schon Ruhm und Ehre genug bei solche einem Kunden mitwirken zu dürfen. Allein die Referenz ist in Geld nicht aufzuwiegen. Zudem ist es ihr gutes Recht im Nachhinein noch einmal genau nachzusehen, dass meine Mehrleistung vielleicht gar keine solche ist - immerhin habe ich diese an meinem Wochenende, des nachts oder in meiner Freizeit erledigt. Und meine Freizeit müssen sie natürlich nicht bezahlen.

Am allermeisten schätze ich ihren Mehrwert für die Gesellschaft. Anstatt mein überverwöhntes Konto weiterhin zu mästen, geben sie dem Nachwuchs eine Chance. Endlich darf mein Werk hochqualitativ als preiswerter Lernprozess vollendet werden - Studenten sind in manchen Dingen einfach effizienter als alte Hasen.

Danke für ihren Hinweis auf mein Rechtemanagement, da ist mir tatsächlich ein Fehler unterlaufen. Anders als zuvor vereinbart und in meinen ausführlichen AGB formuliert, ist das Urheberrecht gänzlich an sie übergegangen - es war ja immerhin ihr Auftrag, also ihre Idee.

Um ihnen für ihr Entgegenkommen angemessen zu danken, habe ich zumindest die Fremdkosten getragen. Die habe ich ihnen zuvor zwar mitgeteilt, doch es war natürlich dreist von mir diese umzulegen zu wollen.

Ich empfehle sie in jedem Fall weiter und trage Trauer nicht mehr für sie arbeiten zu dürfen. Haben sie viel Glück mit ihrem Geschäft und hoffentlich geraten sie niemals wieder an so ein Schlitzohr, wie mich.


Soweit verbleibe ich grüßend
Kiss my Ass

Cornelius H.

Sonntag, 29. November 2009

IKMF - mein Experiment die erste Runde

So begab es sich an einem Donnerstag im November - ich lud meine Follower via Hashtag #ichkaufemeinefollower ins Hamburger Schanzenviertel. Ein kleines Experiment, wollte ich doch endlich mehr als 300 Follower haben und mich gebührend bedanken. Meinen Dank hüllte ich in diskrete Spendablität in Form vierer Kästen Astra, einen mit genug Wurst bestückten Grill und einen mit ausreichen MP3s gefütterten Ghettoblaster. Mit Hilfe von Jacob - einem mir bis dahin unbekannten Follower konnte meine Hülle mit Inhalt gefüllt werden. Jacob trat als mein Botschafter in Erscheinung, kümmerte sich um die Entdeckung meines Verstecks und versorgte alle Anwesenden mit Speis, Getränk und musikalischem Erguss - sehr zu meiner Zufriedenheit.

Ich wollte mir vorab keine Hoffnung auf durchschlagenden Erfolg machen, ist ja nur socialweb und seine zugehörigen Stubenhocker-Nutzer. Doch wie ich erfuhr begannen ab acht knappe acht Leute mit dem Vernichten meiner Leckereien und in kurzer Zeit stießen weitere Freaks hinzu. 25 Follower haben sich zur Spitzenzeit in einer kalten Novembernacht auf einem Hamburger Spielplatz versammelt, um sich in meiner Abwesenheit kennenzulernen. Offensichtlich hat das geklappt - die letzten Gäste fanden erst morgens um sieben Uhr heim.

Twitter made my Party, ich kannte niemanden, die Anwesenden sich auch nicht, doch Freibier vereint. Und so findet offenes Feuer, samt musikalischer Untermalung seine Genießer und mündet in entspannter Stimmung. Ein wenig Stolz erfüllt mich mit dem Wunsch es nächstes Mal weniger spontan und ein wenig größer aufzuziehen. Denn Menschen zueinanderbringen ist eines meiner Lieblingshobbies.

"Die sich nicht kennen" führt zu einer illustren Runde skuriller Heterogenität. Da trifft Schottenrock auf Anzug und für Irritation sorgt ein Gast mit Gasmaske, während Dreadlocks zu Heavy Metal wippen. Doch irgendwann findet auch mein Soundtrack sein Weg in die Box und ich erfahre die Nacht durch positives Feedback zu einem übers Knie gebrochenen Event. Kann ich den Tweets glauben, war es ein gelungenes Event. solcherart Menschen die genau verstanden, dass es an ihnen selbst liegt, wie dieser Abend verläuft.

Ich jedenfalls freue mich auf eine zweite Runde #ichkaufemeinefollower, dann mit kürzerem Hashtag #IKMF und vielleicht traue ich mich dann als Phantom unter die Gäste.
Einzig allein die Frauenquote muss ich für ein nächstes Mal befeuern...mal schauen, wie das gelingt.

Danke in jedem Fall an alle Durchgeknallten, die so eine Festivität überhaupt erst ermöglichen.

Donnerstag, 26. November 2009

#Ichkaufemeinefollower - Ein Experiment

Es ist soweit, mein erstes Twitterexperiment startet und ihr seid der Inhalt. Ich spende eine Hülle und ihr füllt diese mit Inhalt. Das heißt, das Event ist nur so gut, wie die Gäste, wie ihr und eure Laune.

Es war die Eitelkeit, welche mich trieb. Ich wollte endlich mehr als 300 Follower und versprach dafür zunächst nen Kasten Astra...die 300 fiel schnell und so legte ich nen Kasten drauf...Nun gilt es die Wettschuld zu begleichen und damit es keinen Streit gibt, erhöhe ich auf drei Kästen Astra, einen Grill, etliche Würstchen und ne Soundquelle. All das versteckt auf der Schanze mit der Auflösung um 19.30 Uhr und ihr seid herzlich eingeladen. Ihr alle, ihr und eure Freunde - ich hoffe ihr habt welche. Was ihr draus macht bleibt euch überlassen - ich halte mich raus, meine Stimmung ist irrelevant. Also macht was draus.

Es gibt nur ein paar Regeln:
0. Rührt die Werbetrommel, damit es was wird
1. Zieht euch warm an, es gibt zwar ein Dach + Grill, aber es ist draussen
2. Packt eure Freunde, Hunger & Durst und ein Stimmungshoch ein
3. Findet den Ort und andere fremde Freaks die mit euch sharen wollen
4. Vernichtet und/oder klaut das Vollgut
5. Hinterlasst das Leergut sortiert für die Flaschensammler
6. Keine Scherben, kein Müll, kein Ärger...wir haben uns alle lieb
7. Grill stehen lassen
8. Twitpict und gebt mir Feedback
9. Keine Klagen, wenns Scheisse wird: Ihr seid das Event, alles liegt in eurer Hand!!!
10. Nach 3 Stunden ist Schluss...oder so.
11. Ich bin nur ein Phantom und kein körperlich anwesender Entertainer

Dienstag, 24. November 2009

Steh auf, wenn...

Eben war meine Muskulatur noch völlig entspannt, spüre ich durchs emporschnellen leichten Schwinde und verfolge sehenden Auges, wie meine Rage die Lippen verlässt. Meine Umgebung schweigt zunächst empört, dann irritiert mit dem Kopf nickend. Ich neige nicht zu Monologen, doch Fässer neigen zum Überlaufen, wenn der richtige Tropfen fällt.

"Was für ein dreckiger Bullshit!!!" schreie ich in stabiler Tonlage. Trotz fehlendem Mikro dringe ich akkustisch bis zur technisch bevorteilten Blondine am Rednerpult vor. "Was hier passiert ist ist professioneller Dilettantismus oder aber bewusste Irreführung des Volkes, zur Durchsetzung freiheitsschmälernder Instrumente!". Die Dame ist Widerspruch gewohnt, doch aktuell ob meiner Aggression nicht in der Lage fortzufahren. "Ihr könnt mir doch nicht weismachen, dass ein Staat Zugriff auf topausgebildete Fachkräfte im Nachrichtendienst, in Forschungsprojekten und Kriminalpolizeit hat, diese aber nicht zu Rate zieht...Ich glaube ihr wisst ganz genau, was ihr hier tut. Eure fadenscheinige Begründung vom Kampf gegen Kriminalität nehmt ihr euch doch selbst nicht ab" entfährt mir, ohne dass ich Luft holen muss. Erste Saaldiener bewegen sich nervös auf mich zu. "Ihr kriminalisiert unbescholtene Bürger und kastriert die Unversehrtheit seiner Intimsphäre, um ein System zu erwecken, welches völlig untauglich ist, die vorgegeben Ziele auch nur im Ansatz zu erreichen". Drei Saaldiener stoppen meinen Redefluss - das Gesicht von der Leyens wirkt massiv entrückt, ihre Augen krampfen. Auf dem unfreiwilligen Weg Richtung Ausgang finde ich letzte Worte. "Wenn es doch nur erschreckend peinliche Unwissenheit ist, dann hört uns zu. Wir sind da, wir wissen Bescheid. Aber hört auch zu was wir sagen. Wartet auf Antworten und beherzigt diese...Ansonsten verliert ihr uns immer mehr". Zum Ausgang gedrängt und in der Hektik überschlägt sich der letzte Satz etwas, doch im Publikum erster unverhohlener Applaus. Ein Mann steht auf, klatscht bedächtig und laut...Einige, immer mehr tun es ihm gleich. Der Saal steht und tobt, während sich hinter mir die Tür schließt...endlich Gehör verschafft.

Dies ist nicht der zweite Teil vom "Club der toten Dichter" kein hollywoodeskes Beispiel rührenden Happy Ends. Leider sind es nur fiebrige Einschlafgedanken eines Empörten, der sich leider noch viel zu weit weg von den Hebeln der Macht befindet, der sich dennoch einen Funken Resthoffnung bewahrt. Der hofft das seine Kinder auch in einem freiheitsliebenden besonnenen Staat aufwachsen dürfen.

Montag, 16. November 2009

Datenschutz ist überbewertet

Werter Otto Mainstream, der du nichts zu verbergen hast,

du hast meine absolute Unterstützung. Im Kampf gegen das Böse, den Terrorismus und den Weltuntergang ist eine Aufweichung des übertriebenen Datenschutzes unumgänglich. Wie sonst soll der Schutz für die Bevölkerung gewährleistet werden? Du hast Recht, wer sich nichts vorzuwerfen hat, hat auch nichts zu verbergen und böse Menschen mit krimineller Energie verdienen, dass ihre Schandtaten aufgedeckt werden - mit allen technischen Möglichkeiten. Datenschutz steht unserer Sicherheit nur im Weg.
Otto, ich bewundere dich schon seit langer Zeit. Was du alles geschafft hast in so kurzer Zeit. Dein üppiges Gehalt verdienst du durch deine tollen Noten in Abitur und Studium. Die kleine Schummelei sei verziehen, spicken tut jeder mal. Du beweist Stil, wie du dein Geld investierst, dein Auto, dein Haus, deine Urlaube - manchmal bin ich neidisch. Ich ärgere mich mit dir, wenn du nach drei Runden um den Block doch nur einen Parkplatz in der dunklen Seitenstrasse findest. Neulich war ich etwas irritiert über deinen Umweg nach deinem etwas früheren Feierabend, was machst du in nach Geschäftsschluss im Gewerbegebiet?
Du könntest im Urlaub übrigens Strom sparen, wenn du deine Geräte ganz ausschaltest - in drei Wochen kommt ganz schön was zusammen, obwohl das Haus komplett leer und ungenutzt auf deine Rückkehr wartet.
Aber der Urlaub sei dir gegönnt, deine Leberwerte waren zuletzt ein wenig kritisch und ich gönne dir noch lange Gesundheit. Allerdings sieht das zu Zeit nicht so gut aus. Könnte an deiner Ernährung liegen und fehlendem sportlichen Ausgleich. Dabei bist du doch in zwei Sportstudios angemeldet.
Naja wenigstens geht deine Tochter regelmäßig zum Ballett, auch wenn ihr Kurs am anderen Ende der Stadt ist. Anbei nochmal alles Gute zu ihrem achten Geburtstag. Das Geschenk hättest du bei Amazon übrigens billiger bekommen und du hättest deine Bonusmeilen verwerten können.
Wie es scheint hast du dich von deiner kurzzeitigen außerhäusigen Verliebtheit gut erholt, du rufst Susanne gar nicht mehr an. Ich hoffe nur, dass das nicht der Grund für den gestiegenen Alkoholkonsum ist - achte bloß auf deine Blutwerte.
Achja, ein kleiner Tipp, du hast dich neulich aus Versehen bei Google verschrieben - es heißt "Bitten" nicht "Titten".
Am meisten bewundere ich dich für deine Kreativität. Diese selbstzusammengestellten CD´s mit den witzigen Collagen, sind immer wieder eine Freude in deinem ganzen Freundeskreis. Auch wie du es organisiert hast, dass zur Vereinsfeier das Fussball-Finale live zu sehen war...Toll!
Bei deinem ganzen Glück, werd ich dir nun einfach nacheifern und beim Lotto auf die selben Zahlen tippen. Wusstest du, dass unsere Geheimzahlen bei der Bank sich total ähneln?
Naja soweit erstmal, liebe Grüße von mir und denk dran, nicht wieder in der Nase bohren, wenn du an der Ampel stehst, dann fahr lieber über Rot, wie letzten Freitag.

Dein Cornelius

Sonntag, 15. November 2009

Geld mehren kommt von investieren kommt von genießen - Phase 2

Zugegeben, 23.352,12 Euro bringen manch Gutverdiener höchstens zum Schmunzeln. Ich empfand diesen Kontostand jedoch als radikalen Einschnitt in mein Leben und genoss ein neues Gefühl der Sicherheit. Zudem ist ein hohes Jahresgehalt nicht zwingend gleichbedeutend mit dem Komfort frei über eine fünfstellige Summe verfügen zu können. Diese Verfügungsgewalt allerdings überforderte mich zunächst, wollte ich doch bloß nichts falsch machen und noch viel weniger zu denjenigen Unsympathen zählen, die sich einzig über ihren Wohlstand definieren.

So verging noch etwas Zeit bis zu meiner ersten spürbaren Ausgabe. Ich wollte investieren und zwar nachhaltig. Die Anzahl von Anlageoptionen ist gigantisch, bei hoher Verarschungsquote und wenig Spielraum für moralisch haltbare Instrumente. Die Tiefen des Internet und die Lektüre diverser Fachliteratur schuf kaum Abhilfe oder Aufklärung. Ich entschied mich für das einzig Richtige: Lebensqualität. Nach Monaten der Askese und Abstinenz musste eine Reise her - vier Wochen Seelenmassage fernab der Heimat. Ich entschied mich für die Anschaffung eines VW T4, für eine Reise nach und durch Spanien, für einen Sprachkurs vor Ort und gegen gängige Vernunft. Mein Geld schimmelte auf einem Sparkonto und wartete auf seine Aufgabe.

Diese Reise entpuppte sich als wichtige Erkenntnis. Ich wiedererkannte meine Freude am Lernen, Freude an Menschen und sozialen Kontakten, an Praxisbezug und meinen Inputqualitäten. Frisch heimgekehrt, war ich um einige Spanischvokabeln reicher und etliche Tausend Euro ärmer. Mein VW T4 wurde mangels Notwendigkeit verkauft und floß hiermit in eine Kaution. Ich bemietete eine große Gewerbefläche und verdiente Geld ohne Zutun.

In mir verfestigte sich die Ahnung, die beste Investition ist die in sich selbst. Niemand bringt einem eine größere Wertschätzung und Vertrauen in die eigenen Qualitäten entgegen, als man selbst oder vielleicht die werte Mutter. Mein mühsam erspartes Geld sollte mir dienen und nicht in intransparenten Fonds und unpersönlichen Aktiengeschäften Verwendung finden.

Ebay hat meinen Besitzstand enorm reduziert - Tabula Rasa - Viel Platz für einen Neuanfang und sinnvollen Ausbau materieller Güter. Anders als zuvor wollte ich nicht nur auf Qualität achten, ich konnte sie mir sogar leisten. Mithilfe eines guten und vor allem kompetenten Freundes eroberte ein HiFi-Vergnügen meine heiligen Hallen - eine enorm hochwertige Musikanlage aus durchdachten und gebraucht erstandenen Bauteilen. Bis heute schmerzt diese Ausgabe in keinster Weise. Eiinerseits liebe ich Musik und genieße ihren Konsum nun in bester Qualität. Auf der anderen Seite zeigte mir eine kürzliche Recherche: Der Wert meiner Anlage liegt mittlerweile weit über dem Einstandspreis. Qualität lohnt durch Wertstabilität - ein angenehmes Gefühl.

Doch diente mein Finanzpolster nicht allein meinem materiellen Komfort. Meine Investitionen in mich selbst, waren auch geschäftlicher Natur. Die Freude über meinen Spanischkurs brachte mir eine innige Auseinandersetzung mit mir und meinen Bedürfnissen. Was will ich wirklich, was liebe ich, womit verbringe ich gerne Zeit? Wenn ich liebe, was ich tue, werde ich immer besser darin. Freude an Arbeitsaufwand, weil ein Hobby Berufung wird sorgt für ein völlig unbelastendes Arbeitsverständnis.
Nach kurzer Zeit und intensiver Recherche, fand ich mich in einem Schauspielkurs wieder. Ich wollte nicht schauspielern, ich wollte sprechen lernen, meinen Körper beherrschen, Souveränität erlangen. Der Kurs half enorm - noch heute zehre ich insbesondere in geschäftlichem Kontext von dieser Maßnahme.

Mein Kontostand sank zunächst beharrlich, doch der Zwang sich wieder zu 100% in Arbeit zu stürzen ließ noch auf sich warten. Somit reihte sich für mich Hobby an Seminar, Exkursion an Veranstaltung. Ich lernte Talent in Fähigkeit zu verwandeln und spannende Kontakte zu knüpfen.
Auch im Nachhinein hätte keine andere Investition mehr Rendite versprochen, als meine Liebe zu mir selbst und die Schaffung einer Heimat des Wohlbehagens. Liebe zum Leben durch finanzielle Unabhängikeit und fehlenden Zwang...die Früchte ernte ich heute noch.

Samstag, 14. November 2009

Geld haben kommt von Geld haben kommt von Geld sparen - Phase 1

2001: Das abgebrochene Studium machte aus mir zwar keinen diplomierten Grafikdesigner, bot aber ausreichend Anlass für ein zweinächtiges exzessives Frustbefreiungsgelage großzügiger Art. Nachdem meine zugequollenen Augen des morgens in Zeitlupe nachvollziehen, wie meine müden Beine über einen großen Stapel Post stolpern, bleibt nur Ignoranz durch Tiefschlaf. Mit räderndem Kater ist der Genuß der Brieföffnung wesentlich gigantischer. Ein buntes Potpourrie von Mahnungen, Inkasso-Kuschelkontakt, Fanpost der Sparkasse und unaufdringlicher Freundlichkeit des Vermieters auf Papier versüßt meinen Sonntagmorgen. Mein Körper lechzt nach Nikotin und Kaffee, nach dem Gelage finden sich jedoch nur Cents in meinen Taschen. Parallel macht die Post nicht viel Hoffnung auf EC-Kartenfunktionalität. Das Leiden beginnt und steigert sich mit der Bestandsaufnahme meiner Ausstände:
Ein ausgereizter Dispo, Mahnungsstapel samt Inkasso, dazu spendable Freunde und Familienmitglieder deren Unruhe wächst und ein Kleinkredit bei meiner Bank addieren sich schnell auf satte 6.000 Euro minus. In meinem zarten Alter von 23 Jahren hab ich nicht wirklich gelebt wie ein prassender König. Doch Fixkosten, Folgekosten, Unachtsamkeit, eine Prise Pech und Niedrigeinkommen sorgen für eine brisante Mischung. Des Schicksals Ironie honoriert fehlendes Kleingeld mit Zusatzforderungen in Form von Lastschrift-, Mahnungs- und Inkassogebühren, üppigen Dispo- und Überziehungszinsen und hungrigen Notkäufen an der Tanke, wenn endlich Zahlungseingang ist.
Die tragische Pointe glänzt mit Besuch, wenn auch noch Geld für den HVV fehlt, zeitgleich aber Kontrolleure eine intensive Unterhaltung suchen.

Ich weiß noch zu gut, wie Spaghettireste mit des Mitbewohners geklauter Zwiebel als einzigem Geschmacksträger schmecken. Auch der beißende Geschmack von Billigzigaretten, ausgelöhnt mit dem letzten Leergut bleibt eingebrannt in meiner Erinnerung...
ES MUSSTE SICH ETWAS ÄNDERN!!!


Meine Eltern hatten genug zum Leben, es jedoch nicht so dicke, mich zu jeder Gelegenheit mit Talerbergen zuzuschütten. Parallel war 2001 nicht gerade das Jahr, um ohne große Berufserfahrung große Gehälter abzugrasen. Aber ich wollte raus aus dem erquickenden Schuldenstrudel - vielmehr noch: Ich wollte Wohlstand, Spass am Leben und Sorgenfreiheit. Nur wie schaffen?

Timing und die rechte Gelegenheit zwangen mich zu einer maßgeblichen Entscheidung, absolute Askese bei beherztem Arschaufriss. Mein Vermieter drängte auf eine extrem zeitnahe Abwicklug unserer Geschäftsbeziehung, während eine neue Wohnung mangels Kapitalstärke für Kaution, Courtage, Miete und Umzug höchst unwahrscheinlich war. Die einzige Lösung war ein winziger Keller bei einem Kollegen - Bezahlung hierfür ein Kasten Bier im Monat. Der Deal war schneller perfekt, als das mein Handy endlich wieder freigeschaltet wurde. Mit denkbar niedriger Miete und einer großen Lebensmitteltüte aus dem Elternhaus fand sich Zeit für klare Gedanken und die daraus resultierende Entscheidung:
Kosten gen Null, Einnahmemaximierung für exakt ein Jahr.

Ich war immer schon Lebemann, Ausgehen großes Hobby. Einnahmen in Echtzeit zu verkonsumieren war niemals Herausforderung - insofern war dieser Entschluss ein gravierender Einschnitt in gelebte Gewohnheit. Äußere Zwänge jedoch können die Willenskraft durchaus befeuern. Schon zuvor jobbte ich kellnernd, das ließ sich schnell zeitlich verdoppeln, denn Gastronomiepersonal in Hamburg ist immer rar. Dazu durfte ich beim selben Arbeitgeber auch Nachtschichten im Hotel belegen, als Poitier. Ohne den Druck eines Studiums resultierte keine gigantische Belastung. Mehr noch, ich konnte zusätzlich grauzonige Gefälligkeitsjobs belegen. Diese führten zwar an die Ränder allen Zumutbaren (DJ-Entertainment für Ü50-Parties auf dem Dorf können grausam sein), aber sicherten ein solides Zubrot. Im etwas dunkelgraueren Bereich konnte ich mein Studium nutzen und Grafiken für kleine Webprojekte liefern. Günstiger als meine Dumpingpreise war wohl niemand.

Zunächst empfand ich einen emotionalen und sozialen Supergau. Das Wochenende ohne Außerhaus-Promille, aber arbeitend zuzubringen, macht sehr einsam zu Beginn der eigenen zwanziger Jahre. Noch heute zehre ich aber von der Beliebtheit mit zwei Sixpacks Bier (acht Euro) bei Freunden aufzuschlagen und sich zum Essen und Playstation spielen einzuladen. Die massive Kellnerei kompensierte auch meine mangelnde private Nahrungsaufnahme - Personal futtert zum Glück umsonst.

Mit einem zumutbaren Kraftakt konnte ich ad hoc meine monatlichen Ausgaben auf 300 Euro reduzieren, während meine legalen, halblegalen und staatsfeindlichen Einnahmen sich schnell auf 1.500-2.000 Euro steigerten. Bei Projektabschluss von Grafikjobs oder schwarz getätigter Maloche (Umzug, Bau, Messe) kleckerten auch mal größere Summen zusätzlich in meine gierigen Taschen. Ich hielt es zusätzlich für angemessen und bereinigend, mich via Ebay von materiellem Besitzstand ohne emotionale bindung zu trennen.

Das Resultat konnte sich sehen lassen. Nach nur drei Monaten waren sämtliche Schulden getilgt und Kredite ausgelöst - es ging an die Produktion schwarzer Zahlen. Asufallende Urlaubskosten und gleichzeitig intensiviertes Durcharbeiten beschleunigten diesen Kampf enorm, mein Ehrgeiz war geweckt. Bedungen durch diesen Kraftakt blieb sogar der Kellerspender erstaunlich wohlgesonnen. Vielleicht auch dank meiner immer fundierteren Kochkünste (Sparsamkeit macht kreativ), die er in wachsender Regelmäßigkeit genießen durfte.

365 Tage enden schneller als geplant, fast wehmütig erinnere ich diesen Moment - hab ich die massive Askese doch tatsächlich liebgewonnen. Nach maximaler Ignoranz meines Kontos wagte ich nach exakt einem Jahr einen Blick auf den aktuellen Auszug. Dort stand eine schwarze Zahl in Höhe von exakt:
23.352,12 Euro!!!

Ich hatte mein Ziel erreicht. 24 Jahre jung, aus eigener Kraft schuldenfrei und bereichert um extreme Erfahrungen. Ich fühlte mich erleichtert und zum Platzen stolz.

An dieser Stelle erlaubt sich ein PS.:
Seit diesem Tag war die Zahl unterm Strich immer schwarz. Belastende Zinsen kenne ich nicht mehr. Sämtliche Zusatzkosten bleiben dauerhaft außen vor. Zur Verdeutlichung: Zuvor habe ich jährliche Schuldenkosten (Zinsen, Mahnungen, Rückläufer, Entsperrungen etc.) in Höhe von knapp 6.000 Euro gehabt. Selbst wenn diese Summe nicht gesteigert worden wäre, wäre bei fünfzig weiteren Lebensjahren auf diesem Niveau eine verschenkte Gesamtsumme um die 300.000 Euro drin gewesen. Das ist so unrealistisch nicht, schaut man sich die durchschnittliche Verschuldung in Deutschland an. Wo nix ist, wird immer mehr genommen! Geld haben kommt von Geld haben...