Dienstag, 24. November 2009

Steh auf, wenn...

Eben war meine Muskulatur noch völlig entspannt, spüre ich durchs emporschnellen leichten Schwinde und verfolge sehenden Auges, wie meine Rage die Lippen verlässt. Meine Umgebung schweigt zunächst empört, dann irritiert mit dem Kopf nickend. Ich neige nicht zu Monologen, doch Fässer neigen zum Überlaufen, wenn der richtige Tropfen fällt.

"Was für ein dreckiger Bullshit!!!" schreie ich in stabiler Tonlage. Trotz fehlendem Mikro dringe ich akkustisch bis zur technisch bevorteilten Blondine am Rednerpult vor. "Was hier passiert ist ist professioneller Dilettantismus oder aber bewusste Irreführung des Volkes, zur Durchsetzung freiheitsschmälernder Instrumente!". Die Dame ist Widerspruch gewohnt, doch aktuell ob meiner Aggression nicht in der Lage fortzufahren. "Ihr könnt mir doch nicht weismachen, dass ein Staat Zugriff auf topausgebildete Fachkräfte im Nachrichtendienst, in Forschungsprojekten und Kriminalpolizeit hat, diese aber nicht zu Rate zieht...Ich glaube ihr wisst ganz genau, was ihr hier tut. Eure fadenscheinige Begründung vom Kampf gegen Kriminalität nehmt ihr euch doch selbst nicht ab" entfährt mir, ohne dass ich Luft holen muss. Erste Saaldiener bewegen sich nervös auf mich zu. "Ihr kriminalisiert unbescholtene Bürger und kastriert die Unversehrtheit seiner Intimsphäre, um ein System zu erwecken, welches völlig untauglich ist, die vorgegeben Ziele auch nur im Ansatz zu erreichen". Drei Saaldiener stoppen meinen Redefluss - das Gesicht von der Leyens wirkt massiv entrückt, ihre Augen krampfen. Auf dem unfreiwilligen Weg Richtung Ausgang finde ich letzte Worte. "Wenn es doch nur erschreckend peinliche Unwissenheit ist, dann hört uns zu. Wir sind da, wir wissen Bescheid. Aber hört auch zu was wir sagen. Wartet auf Antworten und beherzigt diese...Ansonsten verliert ihr uns immer mehr". Zum Ausgang gedrängt und in der Hektik überschlägt sich der letzte Satz etwas, doch im Publikum erster unverhohlener Applaus. Ein Mann steht auf, klatscht bedächtig und laut...Einige, immer mehr tun es ihm gleich. Der Saal steht und tobt, während sich hinter mir die Tür schließt...endlich Gehör verschafft.

Dies ist nicht der zweite Teil vom "Club der toten Dichter" kein hollywoodeskes Beispiel rührenden Happy Ends. Leider sind es nur fiebrige Einschlafgedanken eines Empörten, der sich leider noch viel zu weit weg von den Hebeln der Macht befindet, der sich dennoch einen Funken Resthoffnung bewahrt. Der hofft das seine Kinder auch in einem freiheitsliebenden besonnenen Staat aufwachsen dürfen.

Keine Kommentare: