Freitag, 28. November 2008

Beim Bart des Propheten ... böser Islam ist wieder da

New York, London, Madrid und jetzt Mumbai, dazwischen diverse große und kleine Anschläge überall in der Welt mit etwas weniger Medienfokus...es geht weiter. Die bärtigen Männer mit ihrer blutigen Religionsauslegung und wachsender Anhängerschar sind nicht wieder da - sie waren nie weg. Wieder einmal haben sie sich in unseren Medienapparat gedrückt und liefern bedrückendes Bildmaterial zu ihrem heiligen Krieg.

Der Westen reagiert hysterisch und verrennt sich zuallererst genau in die Diskussion, die erklärtes Ziel der Hintermänner des explosiven Schlachtens ist. Die Diskussion um den Islam und die muslimische Kultur. Der Fehdehandschuh für den Kampf der Kulturen wird gierig aufgehoben. Schnell wird das Feindbild Islam ausgemacht, sind doch die Attentäter, Selbstmörder und die Denker im Hintergrund stets bemüht gerade ihren Glauben als Kommunikationshebel zu verwenden. Unbemerkt wird unsere Gesellschaft zu Klischeedenken gedrängt und fürchtet sich vor einer unheimlichen Berdrohung, die uns an jedem Ort der Welt verfolgt.

So rückständig El Quaida und Konsorten daherkommen, so sehr sind sie doch Medienexperten und wissen ihre Nachrichten in die richtigen Bahnen zu lenken. Bildreiche Dramatik, blutrot gefärbt erreicht uns am Frühstückstisch und auf der Couch und wir gruseln uns mit einer Gänsehaut. Der Türke nebenan wirkt verdächtig, die Moschee um die Ecke beherbergt sicher auch Hassprediger und überhaupt distanziert sich kein Moslem öffentlich für "seine" Gräueltaten. Rechte Bürgerbewegungen und Parteien bekommen Aufwind und jedes muslimische Gotteshaus in Deutschland ist eines zu viel. Multikulti wird spöttelnd beobachtet und jeder Einwurf eines "Gutmenschen" zeigt nur dessen unbelehrbare Dummheit.

Leider lassen sich diese Reflexe nicht stoppen, da bringt auch ein Cem Özdemir als Grünenchef ebensowenig, wie eine mehrheitlich integrierte Minderheit muslimischen Glaubens vor Ort. Die Gefahr hat mehr Sexappeal und ist wesentlich verführerischer. Den Keil jedenfalls haben die Fundamentalisten erfolgreich getrieben und somit ihr erstes Ziel erreicht.

Donnerstag, 27. November 2008

Der Labrador mit Athroseschub - Lycos für 20 Cent

Ich erinnere mich an zugedröhnte Skandinaviar, die in Sportwagenkarawanen von Jetset-Party zu Szeneevent eilten. Sie genossen den Erfolg ihrer Internet-Megastar-Klitsche. 12 Millarden Dollar Marktwert und meistbesuchte Website Ende der 90er, eigentlich unmöglich, den Karren so an die Wand zu fahren. Nun winselt der schwarze Köter, der mich ansonsten omnipräsent aus allen Medien anhechelte. Was ein süßes Werbemaskottchen, zu Zeiten in denen das Internet ganz sicher keine Budgets für Offline-Werbemassnahmen hatte. Und jetzt gibt es die Pennystock-Aktie für knapp über 20 Cent für ein Unternehmen, welches 2007 mit knapp 700 Mitarbeitern immerhin 75 Millionen Euro umsetzen konnte. Dazu Telefonica SA und Bertelsmann als mächtige Anteilseigner. Aus dieser Position eigentlich ein schweres Unterfangen und mit üblichem Missmanagement unmöglich, das ehemalige Schlachtschiff zu versenken. Dagegen wirkt Yahoo weiterhin wie das Polarlicht.

Ich schimpfe über ein Internetunternehmen, welches schon 1994 gegründet wurde, den ersten Börsencrash überlebte und weiterhin irgendwie agierte und Umsätze generierte. Nun haben wir 2008 und die Welt überschlägt sich mit immer alberneren Unsummen für aberwitzige Web 2.0 Geldverbrenner. Nur Lycos konnte trotz 25 Mio Besucher im Monat das Ruder nicht rumreissen. Alle Trends verschlafen, viel zu unselektiert aufgestellt wirkt die Vernichtung des Projekt Lycos, wie Absicht. Wundervoll lesen sich die Zeilen im aktuellen Jahreszwischenbericht: "Aufgrund niederiger Umsatzentwicklung und sich verschlechternden wirtschaftlichem Klima wird LYCOS Europe das Kostenmanagement im vierten Quartal weiter straffen." Die böse Weltwirtschaftskrise erreicht also das Internet, Twitter und Facebook passt bloß auf.

Nun hilft kein Chappi mehr, der räudige Kläffer wird eingeschläftert. Das Gute dabei, die händeringend gesuchten Webentwickler bekommen auf einen Schlag 500 Mann Verstärkung. Willkommen Ex-Hundehalter, willkommen in der neuen Welt.

Am Rande:
Es wäre so schwer nicht gewesen sich selbst nicht nur zu retten, sondern vernünftig aufzustellen und wieder kräftig mitzumischen im Www. Das Potential war und ist immer da, die Nutzerzahlen haben eine Größenordnung von der andere aber profitable Unternehmen nur träumen.
Statt unprofiliert auf tausenden Hochzeiten zu tanzen und sich am Rattenschwanz zu überheben, hätte ein findiger Erstsemestler für Vortrieb sorgen können. Eine Holding und ausgegründete Fachbereiche, die sich neu aufgestellt beweisen müssen. Kleine Einheiten mit klaren Strukturen, die sich dennoch gemeinsam Infrastruktur und Verwaltung teilen und die schon vorhandenen Tanzstile verfeinern. Ein zwei vollkommen defizitäre und ramponierte Projekte abschreiben und es bleiben vielleicht 15 Lycos GmbH & Co KGs unter dem Dach der Lycos Holding. Jedes für sich mit Geschäftsführer, flacher Hierarchie und im Rechtfertigungs-, sowie Gewinnerzielungsdruck. Genügend Mannkraft und zu verbrennendes Kapital wäre vorhanden. Und einige Teilbereiche lassen sich samt Communitiy schnell zu einem guten Preis an kompetentere Mitbewerber veräußern. Der Weg soll ein anderer sein, schade.

Mittwoch, 26. November 2008

Wir sind Krise - Sodom und Gomorrha erreicht Deutschland

Ich fahre meinen Rechner runter und sehne mich aktiv gen Heimat, wohliges Zuhause. Ein karges Süppchen soll die aktuelle Finanzkrise untermauern und wenigsten ein wenig Wärme in meinen Magen zaubern, die Heizungskosten spar ich schon seit Wochen. Mich trennen zwanzig Minuten vom Schließzylinder, dessen Schlüssel ich bei mir trage. Doch diese zwanzig Minuten werden überstrapaziert.

Ich taumel durch Ottensen, ein ehemals gut betuchtes Wohlverdiener, Lehrerviertel mit hoher GAL-Wählerquote und werde vom Weltuntergang überrollt. Es herrscht bürgerkriegsähnlicher Ausnahmezustand. Schreiend drängen sich Menschenmassen durch die Strassen und zwingen mich ihren aggressiv undkoordinierten Bewegungen auszuweichen. Hütten qualmen, in einigen brennt es, während johlender Pöbel seine Angst mit lautem Liedgut übertönt.

Die Welt steht still, um mich nur mehr Chaos. Selbst mein sonst stocksteifer Haspa-Bankkaufmann schiebt sich in mein Blickfeld. Sein Blick paralysiert, im Mundwinkel Schaum. Die Bankenkrise scheint schlimmer als je prognostiziert, selbst langjährige Mitarbeiter toben in der Kälte. Ungeniert wird die Untergangsstimmung genutzt, um sich ein letztes Mal einem Höhlenmensch gleich an wehrloses Weibsvolk heranzuschmeissen. Wertloses Geld wird in rotbemalte Häuser geworfen, grenzdebile Menschen reichen blutrote Becher hinaus. Hysterisches Frauenlachen untermalt die Szenerie und die Kapelle spielt ein letztes Lied...

Ich zucke irritiert, ich hab ein Deja-Vu, achja es ist Weihnachtsmarkt - Jippih. Aber diese Menschenmassen müssten doch alle zu Hause sein, in tiefer Trauer und voller Angst?

Was sind 1.000 Euro? Beherztes Taumeln in der Wirtschaftskrise

Die Meldungen überschlagen sich im Stundentakt. Immer neue Instrumente und Werkzeuge zur Stabilisierung werden übers Knie gebrochen und jeder noch so unwichtige Hinterbänkler erfindet eine noch glorreichere Idee. Was sich als Gesamtsumme mächtig anhört kommt in jedem Modell als Taschengelderhöhung beim Endverbraucher an. Sollten im Best Case mit allen Maßnahmen wirklich 1.000 Euro pro volljähriger Person mehr zur Verfügung stehen, klingt das auf den Monat umgelegt höchst lächerlich. Niemand unternimmt große Sprünge und Investitionen mit monatlich unter 100 Euro. Wie denn auch wenn das Portemonnaie aus Angst zugetackert ist.

Das Gute alte Gießkannenprinzip hat uns auch nach der Wiedervereinigung eher schlechtes Glück gebracht - Cargolifter und AMD würde ich jedenfalls nicht als Erfolgsstory bezeichnen. Die Summe ist groß genug, aber sie muss punktuell für Impulse sorgen. In der Art und Weise, dass die Summe unverdünnt auf längere Sicht zirkuliert und nicht abfließt oder auf irgendwelchen Konten verschimmelt.

Die Bürger wollen Jobsicherheit, keine Taschengeldabspeisung. Die Leute wollen sicher entlohnt sein und keine Gutscheine. Arbeitsplätze halten und größere Investitionen müssen das Ziel sein. Berechtigte und kompetente Empfänger kann ich jederzeit Tausende aufzählen, die sich seit Jahr und Tag nicht scheuen Summen auch mal zu investieren und in die Hand zu nehmen.

Parallel scheint eins als Hauptproblem zu offensichtlich um ignoriert zu werden. Das wachsende Lohngefälle und ein zuschiessender Staat, wie aktuell faktisch untermauert wurde. Meine Meinung zur Linken ist sicher nicht die Beste, aber das Thema Mindestlohn kann und muss ganz oben auf die Agenda. Mit den aktuellen Milliarden kann man das sogar mit Zuckerbrot und Peitsche durchsetzen. Und nein: Friseure, Reinigungsfirmen, Gastronomien etc. werden nicht ins Billiglohnland auswandern...da sie die Leistung hier erbringen. Und es wäre ein Paradies, wenn Kellner auch mal außer Haus Essen gehen können.

Dienstag, 25. November 2008

Merkel, Mehrwert ... Steuerlos???

Wie oft zischte, raunzte oder ächzte ich ihren Namen nur mit Fassungslosigkeit, Entsetzen oder Galgenhumor - Angela Merkel, unsere erste Kanzlerin und niemals meine erste Wahl. Aber in diesem einen Moment bleibt mir nur die Zustimmung: Weltwirtschaftskrise mit gesenkter Mehrwertsteuer bekämpfen? Auf keinen Fall.

Was passiert gerade in unserem trägen EU-Machtapparat? Ich sehe nur hektische Wahnsinnige, wie nach einem gekippten LKW voller paralysierter Mastschweine. Irren und Wirren ohne jegliche Zielpeilung, während der Fahrer grinsend seinen Korn ext. Jüngst wurde die vielkritisierte Mehrwertsteuer erstmals seit Ewigkeiten, an die europäische und globale Realität angepasst (nicht angeglichen) und auf einmal soll deren Senkung Wunder vollbringen? Mit der Mehrwertsteuer haben wir die einzig gerechte Steuer im System voller Ungerechtigkeiten und Absurditäten. Immerhin orientiert sie sich als einzige am Konsum und differenziert zumindest ansatzweise zwischen Grundbedürfnissen und Wohlstandsgut. Und sie trifft den Verbraucher, den Normalbürger, wie den Superreichen nur im Moment des Vollzugs eines Handels, aber sie schmälert weder seinen Kontostand noch seinen Verdienst. In all meinen Gedanken wäre die Mehrwertsteuer der nötige Gerechtigkeitshebel, wenn sie denn intelligent ausgebaut würde. In Skandinavien, mitsamt einigen der stabilsten und bildungstechnisch erfolgreichsten Ländern Europas, funktioniert die ausgeprägte Differenzierung sehr erfolgreich. Neben zwei niedrigen Sätzen gibt es zudem eine Luxussteuer, die auf die selbe Art und Weise, nur eben auf Luxusgüter erhoben wird. Den Beweis, dass in der Oberschicht stets gebührend konsumiert wird, gleich wie hart die Zeiten sind, kann man in unseren Geschichtsbüchern nachlesen. Dekadenz aus Selbstschutz oder -zweck schiebt immer genug Taler von Süchtigem zu Verkäufer.

Die Mehrwertsteuer ist die erste Bürokratiehürde bei frischen Unternehmen, die erstmals ausreichend Umsätze verzeichnen um sie abführen zu müssen. Jegliche Veränderung gleicht einer buchhalterischen Katastrophe. Vor allem die kleineren Unternehmen benötigen neue Steuersoftware, Geschäftspapiere, Preisauszeichnung, Strukturumstellung etc.. Die Entscheider nehmen nun eine chaotische Zwischenphase in Kauf, in der Hoffnung auf große Effekte. Die Steuer soll gesenkt, nicht aufgehoben werden. Man kann optimistisch von einer Halbierung ausgehen. Plant man ebenso optimistisch ein, dass der Einzelhandel und sonstige Dienstleister und Verkäufer diese Senkung 1:1 weitergeben und weiter sämtliche Rabatte gewähren(die Erfahrung schmälern diese Hoffnung allerdings), wird alles also 10% billiger. Wow, da wird sich die Mehrheit Deutschlands von keinem oder wenig Geld knapp über 10% mehr Ware kaufen, während der Staat hechelnd in die Knie geht.

Der deutsche Konsument ist entweder verschuldet oder ein Sparer, es gibt wenig dazwischen. Aber die Lenker erhoffen sich durch diese Maßnahme eine Konsumsteigerung. Ich denke der Sparer wird sich in noch mehr Sicherheit stürzen und der Schuldner mit Chance etwas langsamer abschmieren. In jedem Fall wird der hohe Preis, den der Staat zahlt nicht in erster Linie im deutschen Binnenmarkt zirkulieren. Dass wir zuallererst geizen und lieber Billigprodukte aus entlegendsten Ecken der Welt erwerben, haben wir zuletzt kräftig unter Beweis gestellt.

Wenn der Staat Geld verbrennen will, mit der Absicht den Markt zu befeuern, muss er es in die Öfen schmeißen, die auch mit wenig Zunder auskommen. So kommt die Hitze aus vielen Öfen bei den Verbrauchern an und zwar auf breiter Front - mit Arbeitsplätzen, Investitionen, Expansionen, Eigenprojekten, Entwicklungsarbeit, Infrastrukturausbau, Maschinenoptimierung etc.
Wie das gehen soll, hab ich schon beschrieben und zwar hier!!!

Die Finanzkrise, ihre Blüten und Frau Merkel verwelkt

Die Rückenlehne des Bürostuhls auf ganz entspannt gestellt und locker durch die Onlinepresse navigieren. Ein paar Videomitschnitte angestrengter Debatten verfolgen und nebenbei erfahren, wie Wirtschaft, Banken und Regierung hinternweise am Grundeis festfrieren. Schuldzuweisung trifft auf schwarzen Peter, während die dritte Welt die erste narrt...
...und dennoch lange Schlangen am Haspaautomat, volle Weihnachtsmärkte und Geschäfte die platzen. Großes Entertainment an sich gewürzt mit der nötigen Prise Galgenhumor.

Man nehme es mir nicht übel, ich amüsiere mich sicher nicht auf Kosten all der 10.000den, welche grad um ihren Job bangen, die Fehlwirtschafter aber, die haben es sich redlich verdient renditetechnisch feinjustiert zu werden.

Warum schreibe ich nur einen kleinen Mehrzeiler, so quasi belanglos und ohne fixen Themenpunkt?

WEIL ICH DIESE WOCHE ZWAR SCHON ANGENEHME 300 BESUCHER, ABER KEINE KOMMENTARE HABE...kritisiert mich, zerreisst mich in der Luft, schickt mir einstweilige Verfügungen (>hello Herr Zwanziger) amüsiert mich, lobt mich, preist mich oder ignoriert mich...aber ich sehne mich nach Reibung.

No Blood for Oil - Sirius Star

Mit einer Hand voll Adidas-Fussbällen, ließ sich ein nigerianisches Dörfchen erkaufen. Dieser Ort hatte den geografischen Nachteil, mitten im Erdölfördergebiet zu liegen, so dass gigantische Ölpfützen in der ehemaligen Natur dümpelten. Halbdichte Pipelines locker durch Stammesgebiet verlegt unter Inkaufnahme sämtlicher Gesundheitsrisiken für die Anrainer. Aber es gab ja Fussbälle.
Nur eine der Blutspuren, die sich im Zusammenhang mit Großkonzernen und Öl, durch den afrikanischen Kontinent zieht. Ressourcen raus, Fussbälle und Waffen hinein und Profit auslagern, das ist nach wie vor und seit Ewigkeiten, bittere Realität auf dem schwarzen Kontinent. Diverse Protestaktionen namhafter Kulturschaffender, Umweltschutzgruppen und anderer Aktivisten versuchen immer wieder darauf aufmerksam zu machen. Wenn der Staat das Volk ist und im Volk kein Cent der Ölverkäufe aus ihrem eigenen Land ankommen, bleibt kein anderer Titel als Öldiebstahl.

Öldiebstahl wird öffentlich selten so genannt und noch seltener thematisiert. Außer jetzt, mit umgekehrten Vorzeichen. Da erobern ein paar durchgeknallte Kamikaze-Piraten mit der Sirius Star einen der größten Tanker weltweit und erstmals sitzen Schwarze auf der Täterseite im schmutzigen Geschäft. Sie haben ein saudisches Unternehmen, die Saudi Aramco abgezockt. Eine der größten, wenn nicht die größte Erdölfördergesellschaft, mit dezenten 450 Mrd Jahresumsatz. Wer ist eigentlich Opfer und wer Täter?

In jedem Fall zeichnet sich ein neues Zeitalter ab. Die dritte Welt kann und wird langsam zu einem unkontrollierbaren Problem, welches sich nicht in seine geografischen Grenzen zurückdrängen lässt. Der Rest der Welt spürt nun unmittelbar, wie sich unstabile Verhältnisse auch nach Außen tragen. Dieser Kontinent braucht eine Herz-Lungen-Maschine und echte Perspektive, ansonsten ist dies nur der lächerliche Anfang...

Donnerstag, 20. November 2008

Meine Risikoanlage hat sich ausgezahlt

Ein Telefonanruf beschert mir knapp 44.000 Euro. Als ich den Namen Jan S. auf meinem Display lese, gehe ich freudig an mein virbierendes Handy und muss danach breit grinsen. Ich hatte vor knapp 1,5 Jahren eine stille Beteiligung in sein junges Unternehmen getätigt. Sein Unternehmen bietet individuelle Softwarelösungen und hat Mitarbeiter in der ganzen Welt. Wider den allgemeinen Trend konnte er gut expandieren und seinen Kundenstamm massiv ausbauen - auch durch sein Alleinstellungsmerkmal, dass er 24/7-Service bietet. Durch seine Mitarbeiter quer durch die Weltgeschichte, kann er nonstop präsent sein und jederzeit reagieren, während seine Betriebsgröße so überschaubar ist, dass seine Preise unschlagbar sind.
"Bingo" sagt er, "du kannst deine Einlage satt verzinst zurückbekommen.". Er möchte wieder alleiniger Besitzer seiner Firma sein. Zuerst hadere ich mit dem Gedanken und hoffe nicht, dass ihn Misstrauen dazu treibt oder ich ihn falsch behandelte. Aber nein, er selbst möchte nun die Seite wechseln und fragt mich, ob wir gemeinsam in ein anderes Projekt investieren können und wollen. Und wir wollen, denn das klingt höchst verlockend, spaßig UND korrekt.
Zu diesem Projekt liefere ich nur zu gern die Rahmeninformation...in Kürze mehr

Mittwoch, 19. November 2008

Opel Manta mit Sonnensegel ... die Krise gebärt Wolpertinger

Mit einem PR-Coup konnte Frank H. Asbeck den Aktienkurs seiner Solarworld AG abwärts in Richtung 14 Euro treiben, nach spürbar über 40 Euro noch vor einem Jahr. Man wolle für eine Mrd Euro Opel kaufen und vom Mutterkonzern GM lösen, wenn man denn eine Mrd Kompensationszahlung für die deutschen Arbeitsplätze von GM bekommt. Klingt abstrus, birgt aber ein gewisse Logik, wenn man verfolgt, wie viel teurer eine anderweitige Abwicklung und weitere zeitliche Verzögerung kommen würden. GM würde sich ohne weitere Kosten von Opel bzw. seinen deutschen Mitarbeitern entledigen und wäre ein stückweit handlungsfähiger, vor allem wenn Bush featuring Obama versprochene Hilfsleistung für einen ihrer wichtigsten Konzerne leisten.
So überraschend der Vorstoß anmutet, so unwahrscheinlich ist die Realisation, wenngleich es vielleicht das richtige Zeichen zur Unzeit wäre: Quasi-Öko rettet Karteileiche mit Verbrennungsmotor. Der Aktienmarkt straft jedenfalls schon, bevor konkrete Entwicklungen oder nur Gespräche stattfinden und Fachleute unken allerorts.

Warum lasse ich mich auf diese Thematik ein?
Der Bezug zum Blogtitel oder großer Eigenbezug und/oder meine Meinung wird nicht hergestellt, doch werte ich die aktuellen Entwicklungen am globalen Wirtschafts- und Finanzmarkt gerade auch aufgrund solcher Vorstöße etwas differenzierter als im gängigen Medienpool kolportiert. Wo die Majorität den Weltuntergang vorhersehen, erkenne ich Chancen und Möglichkeiten. Die verknöcherten Strukturen globaler Märkte dürfen und müssen mit allen Konsequenzen aufbrechen. Parallel verschieben sich mit Chance die Kapitalströme wieder hin zu tragfähigen Geschäftsmodellen frei von virtuellen Seifenblasen.
Opel kann egal welcher Wechsel im betriebswirtschaftlichen, finanziellen und auch philosophischen Bereich nicht Schaden. Viel zu lang fehlten in jedem Bereich, zuallererst bei der Fahrzeugflotte, sinnvolle und progressive Impulse. Für den unwahrscheinlichen Fall, dass der Solarworld-Vorstoß von Erfolg gekrönt sein sollte, meinen Glückwunsch. Der nötige Reformansatz ist durch die Zusammensetzung der Unternehmen garantiert.

Dienstag, 18. November 2008

I want to be in Nigeria... Fahrlässigkeiten und Kapitalschwund

Mit genug Dreistigkeit und lässt sich gutes Geld verdienen. Von blumiger Fantasie über Reaktionsschnelligkeit bis hin zu einem kompromisslosen Masterplan gibt es etliche Möglichkeiten zu großem Geld zu kommen. Offensichtlich gibt es eine sehr willige, lern- und beratungsresistente Opferklientel, die sich nur zu gern auf Großgauner und Kleingangster einlassen oder eben eine breite Flanke öffnen.

"Oh vor Afrikas Küste ist es gefährlich, dann schicken wir doch einen Supertanker der neuesten Generationen dort vorbei, mit 25 Zivilisten an Board." mag sich die nun zwangsbeliehene Reederei gedacht haben, als sie die Sirius Star auf die große Reise mit Pausengarantie schickten. Nun tuckern ein paar guttrainierte Piraten frei von großer Todesangst mit 25 Geiseln durch die See und können quasi unbehelligt schalten und walten. Es wird sich schon ein korrupter Küstenstaat finden, der sich erkenntlich zeigt.
Dabei wollte doch einfach nur viel viel viel mehr Öl in nur einem Tanker transportiert werden - zwecks Gewinnmaximierung.

Eine Spammail und 400.000 Euro schulden. Mit altbekanntem Rezept - blumig angewandt - lassen sich in den USA, einer Krankenschwester (!!!) 400.000 Dollar aus den Rippen leiern. Intervention seitens der Bank, Freunden oder ähnlichen Instanzen finden halbherzig statt und Gier und Naivität, vernichten den ursprünglichen Traum einer gemütlichen Rente. So ein selbstmörderisches Finanzgebahren, wäre in jedem Staat der Welt unmöglich. Fürsorgepflichten einerseits und Bonitätscheck andererseits, würden zumindest die Schadensbilanz bei soviel Dummheit massiv reduzieren. Aua.

300.000 Euro Wert lassen sich in Schmuckform in einem handlichen Koffer verstauen. Praktisch und bequem kann man diese dezente Summe quer durch Deutschland transportieren. Am Besten mit der deutschen Bahn - im ICE. Statt der gewohnten Entgleisung, durch Metallverschleiß, gab es Metallverlust. Kein Raubüberfall sondern laxe Fahrlässigkeit, haben einen Schmuckhändler schockgefroren. Auf Sitzplatzsuche, musste der Koffer im Gang und in Türnähe warten. Klunker to Go - for free.

Vielleicht sollte man viel öfter mal dreist sein, es wird in jedem Fall ein dankbares Opfer geben. In jedem Fall sollte ein jeder, gerade bei größeren Wertbewegungen, noch ein zweites Mal nachdenken...Denken hilft!
Wobei Adolf Merckles Leerverkäufe und ein potentieller Geschäftserfolg über Spammail, ähnliche Erfolgsgarantien aufweisen - für falsch gibt´s viele Wege.

Merckle, Merkel, Misserfolg

"Vorerst habe die Familie einen Überbrückungskredit im Blick. Erst danach werde man sich Gedanken machen, wie die Schulden verringert werden könnten."
Ich fiebere dem Tag entgegen, an dem ich diesen Satz an meine Hausbank richte und auf Verständnis hoffen kann.

Ich bin merkbar irritiert, wenn ich lesen muss, dass Oettinger samt seiner Regierung prüfen, ob und wie eine Staatshilfe für Adolf Merckle bzw. sein Firmenimperium aussehen kann. Zu einem Zeitpunkt wo es auch heißt:
"Ein Antrag auf eine Landesbürgschaft wurde nicht gestellt." Scheinbar vernichtet die große böse Banken-, Kredit- und Finanzkrise jeglichen Rest-IQ bei unseren politischen Entscheidern. Vorauseilender Gehorsam, um dem fünftreichsten Mann Deutschlands Brandsalbe anzurühren, nachdem er sich die Finger höchst fahrlässig verbrannt hat.

Wenn der Trend anhält, werden wir eine Wettbewerbsverzerrung sondergleichen erleben. Selbstverschuldetes Finanzfiasko gepaart mit ausreichend Unternehmensgröße, sorgt für unverhofften Startvorteil durch staatlichen Finanzfluss. Seriös geführte Unternehmen, mit Bewusstsein für organisches stabiles Wachstum und ohne stete Übererfüllung einer Maximalrendite um jeden Preis, sind die angeschmierten. Den Einwänden, es ginge ums Gemeinwohl und ohne diese Hilfe wäre der Steuerzahler und Staat umso härter gertoffen, muss ich widersprechen. Eine solche Fehlentwicklung und verlässlicher Rettungsschirm von Staatsseite, sorgen für wenig bereinigende Genese und züchten nur den nächsten Wahnsinn.

Montag, 17. November 2008

Gute Preise, Gute Besserung - Ratiopharm featuring VW

SPON sei Dank, ziehe ich heute folgende Information (als Leseservice, stark verkürzt) aus dem Netz:

"Der 74-Jährige Adolf Merckle habe auf fallende VW-Kurse gesetzt und ebenso wie andere Fachleute verloren. Unterschiedliche Angaben sprechen von 400 Millionen bis rund eine Milliarde Euro möglicher Verlust.


Merckle wird im Ranking des US-Magazins Forbes mit geschätzten 7,3 Milliarden Euro auf Rang 94 geführt und gilt eigentlich als gewiefter Investor. Merckles Firmenimperium (Ratiopharm, HeidelbergCement, Phoenix Pharmahandel, VEM Vermögensverwaltung), erwirtschaftet knapp 30 Milliarden Euro. HeidelbergCement ist wohl mit über zwölf Milliarden Euro verschuldet, daher sehen Fachleute Bedarf an Eigenkapital.

Um das Finanzleck zu stopfen, verhandle Adolf Merckle mit einer Gruppe von fast 40 Banken über einen Überbrückungskredit für eine Beteiligungsfirma.
Laut Spekulationen könnte er sich von Ratiopharm trennen. Die erhofften fünf Milliarden Euro erscheinen aktuell allerdings wenig realistisch."

Parolen gehören an den Stammtisch und Glücksspieler in Therapie, aber was soll ich von solchem Artikel halten? Da verspekuliert sich ein vermeintlicher Experte und Finanzgigant mit zu viel Risiko und plant diesen Verlust mittels Kredit abzufedern. Egal an welches Bankgespräch ich mich zurückerinnere, meine Berater hätten verwirrt gelächelt und mit irritierter Ablehnung reagiert.
Ich werde ab jetzt jeden Tag schwarz fahren, um Geld zu sparen. Für den Fall das ich erwischt werde, leihe ich mir das Geld von meiner Oma, auch um die Telefonrechnung für NeunLive zu bezahlen.

Was gerade passiert ist doch Wahnsinn. Möge der freie Markt tatsächlich alles regeln. Ich wünsche mir eine bereinigende Kraft, die all diesen irrwitzigen Schwachsinn finanziell entwaffnet und noch einigen großen Gierschlündern das Maul stopft. Als Bauernopfer, dürfen verlorene Arbeitsplätze gern staatlich aufgefangen werden und in Unternehmen eingegliedert werden, die mit Vernunft und Bewusstsein geführt werden. Liebe Krise herzlich willkommen, bitte gleiche einer Feuerbrunst, die viel frischen Boden hinterlässt.

Sonntag, 16. November 2008

Sexshop und Staatssicherheit ... Wikipedia quo vadis

Ich maße mir nicht an eine relevante Meinung zu Lutz Heilmann zu haben. Dafür ist er mir als Person weder privat noch politisch oder anderweitig ein Begriff. Ich wüsste nicht aus welchem Grund mich ein Parteimitglied von "die Linke", der über Schleswig-Holstein im Bundestag sitzt, interessieren sollte. Dennoch schwirrt sein Name nun durch allerhand Onlinemedien. Die stark frequentierte Seite Wikipedia.de ist durch Intervention Lutz Heilmanns temporär gestoppt und teilt nur mehr Informationen über die einstweilige Verfügung mit.

Für Personen öffentlichen Interesses (wie auch immer das zu definieren ist), ist Wikipedia nicht zwingend nur digitale Streicheleinheit. Wie überall gibt es auch auf Wikipedia keine absolute Wahrheit zu finden und warum zur Hölle ist es von Interesse über einen Sexshop egal welcher Person zu erfahren? Die Vermengung von Privatleben und Öffentlichkeit findet hier nicht zum ersten Mal ihren Weg ins Internet. Ich persönlich hätte auch kein gesteigertes Interesse sämtliche Fehltritte der Vergangenheit, jeden Schatten meines Lebenslaufes und zugespitzte Halbwahrheiten oder Unwichtigkeiten über mich im öffentlichen Raum zu lesen. Nun bin ich nicht sonderlich prominent, die Gefahr besteht auch nicht. Und man könnte argumentieren, dass derjenige der Öffentlichkeit sucht, auch deren Schattenseite zu ertragen hat. Wobei Lutz Heilmann nun nicht einmal in die Kategorie C-Promi einzuordnen ist.

Nun ist das Internet ein riesiges Schlüsselloch. Exfreundinnen samt pikanter Details finden sich ebenso, wie heimliche Fotos eines Aussetzers beim Saufgelage vom letzten Wochenende. Fraglich ob das bloße Vorhandensein, solchen Datenmülls auch zu vermehrter Betrachtung führt. Faktisch wird im Zuge der einstweiligen Verfügung ein weit größeres Publikum auf Lutz Heilmann aufmerksam geworden sein. Die fraglichen Informationen ziehen nun weit größere Kreise. Zumindest konnte er für sich ein Zeichen setzen, ob er einen Vorteil daraus ziehen wird ist strittig.

Was darf Wikipedia? Inwiefern können Persönlichkeitsrechte geltend gemacht werden? Wie argumentiert sich das Recht der Web-Gemeinde, jedwede Informtaion (wahr oder unwahr) über jeden noch so unwichtigen Promi zu streuen?

Böse Schäuble Konterfeis zieren deutsche Großstädte und landauf landab, wird gegen Datensammlung und für Datenschutz demonstriert, während auf anderer Seite gerade das Web 2.0 den Datenschutz mit Füssen tritt. Schizophrene Situation, in diesem Fall gesteigert durch das Mitwirken eines ehemaligen Mitarbeiters der Staatssicherheit. Ich erlaube mir keine Meinung zu diesem Thema und erfreue mich meiner Unwichtigkeit.

Freitag, 14. November 2008

Arbeit schafft kein Verdienstpolster...

Üppige Taler lassen sich, wie schon beschrieben, mit Stundenlohn nur schwer verdienen. Die jüngste Vergangenheit straft auch alle Aktiengewinnversprecher und sonstige Fond-Scharlatane lügen. Wie aber schwimmt man sich aus eigener Kraft frei, wie korrigiert man seinen Kontostand auf positive und korrekte Art und Weise, ohne sich selbst auszubeuten?

Es ist kein Kinderspiel, aber mit noch größerer Sicherheit auch keine Unmöglichkeit. Allerdings kommt man nicht umhin, ein wenig Zeit zu investieren. Zeit, die aber nicht als Belastungsprobe und aufreibende Aneinanderreihung unangenehmer Gegebenheiten zu sehen ist.

Mein wohl größtest Investment der vergangenen Jahre wurde in der Währung Qualitätszeit getätigt. Unzählige Kommunikationsanlässe gepaart mit Koffein, Nikotin und Alkohol, um die bösen Dinge zu benennen. Aber auch kulinarische Kalorienpakete, Entertainment, Kultur und Musik dienten als Kulisse für unverfängliche Kontaktanbahnung. Kontaktanbahnung klingt ein wenig nach Drückerkollonne, ist aber wesentlich relaxter zu werten. Von Anfang an hab ich mein Netzwerk aus Menschen gestrickt, mit denen ich auch "privat" gern Gedanken tauschen und Zeit verbringen würde. Damit dieses Netzwerk organisch wächst und zudem unverkrampft und authentisch entsteht, muss jeder Zuwachs völlig wertfrei und unverbindlich beginnen, mit Fokus auf den eigentlichen Moment.

So entstanden wahre Freundschaften, ehrliche Kollegen und aufrichtige Kontaktpunkte, oft lang bevor auch nur der erste geschäftliche Vorteil entstand. Viele aus dem Netzwerk lassen sich nur schwer wirtschaftlich bewerten und genau dort liegt kein Interessenskonflikt. Etliche Male ging ich in Vorleistung, teilweise gar mit einem Minusgeschäft oder Uneigennützigkeit. Viele Menschen trifft man unzählige Male, mit wachsendem persönlichen Interesse, ohne auch nur einen direkten Vorteil abzugrasen. Zwischenmenschlich und vom Wissens- wie Perspektivzuwachs allerdings sind auch diese Kontakte unbezahlbar. Nach einiger Zeit, vielen Gefälligkeiten, diversen gemeinsamen Momenten etc. macht es auf einmal Klick. Der Erfolg klopft an der Hintertür, über diverse Ecken erscheint ein neues Gesicht auf der Bildfläche und wie sich später herausstellt, nur auf Grund eines Kontaktes, der nen Freund hat, dessen Onkel...

Und auf einmal zahlt sich dieses Investment zigfach aus. Meist kann man sogar Vorteile innerhalb des Netzwerkes weiterreichen, weil Anfragen zu groß oder artfremd sind. Schon ist man Mittler und zugleich Beteiligter und profitiert eher nebenläufig. Ich habe in meinem Leben zu keinem Zeitpunkt Akquise betreiben müssen, man kennt sich. Im Zweifel weiß man, dass Cornelius den richtigen Ansprechpartner kennt, die richtige Adresse weiß oder beim Bier den relevanten Geistesblitz zuprostet und umgekehrt.

Das klingt in manchen Ohren vielleicht nach oberflächlichem Heititei ohne Substanz und zwischenmenschlicher Prostitution. Das Gegenteil ist der Fall. Nur zu gern hab ich die Chance genutzt, exakt mit den Leuten in Kontakt zu kommen, die mir gefallen, sympathisch erscheinen, Kontraste oder Ähnlichkeiten bieten oder anderweitig interessant sind. Mittlerweile gibt es dann auch Berührungspunkte nach ganz oben oder ganz unten, in Richtung Underground genauso, wie zur Promi- oder besser Kreativenszene, weil man doch immer schon den einen oder anderen kennt. Wie ein Schwamm sauge ich Wissen, Ideen und Philosophien in mich auf und erweitere meinen Horizont. Dabei ohne Mühe frei vom Zwang einen Kontakt verwerten zu müssen, das passiert automatisch nebenbei oder eben nicht.

Die Zeit ist knapp? Für solche Sperenzchen hat man keine Zeit? Es fehlt das Ego sich unter Menschen zu mischen, die vielleicht "wichtiger" sind? Sehe ich anders. Jeder Unternehmer, Selbstständige oder Freiberufler verwendet einen Großteil seiner Arbeitswoche mit Kontakten, Akquise, Kundengesprächen, Angeboten, Kostenvoranschlägen und sonstigen oft vergeblichen Mühen. Ich erfahre die Welt, besuche Kulturveranstaltungen zur Arbeitszeit, esse lecker und gut und reise viel...

Aber natürlich ist das Typsache. Ich liebe das Leben und die Welt und komme so voll auf meine Kosten und nebenbei verkaufe ich indirekt das was ich am Besten kann: Ideen, Kommunikation und Kontakte.

Mittwoch, 12. November 2008

Konjunkturprogramm - konkret am Markt vorbei

Allerorts zitiert die Tagespresse politische Hilflosigkeit, die aktuelle Krise auszuhebeln. Nicht das mir persönlich eine neuartige Krise aufgefallen wäre - die Cafés sind voll und am Geldautomaten vor mir, die übliche lange Schlange. Ein Gang ins Einkaufszentrum beweist keine gehemmte Kauflust. Offensichtlich ist die Krise beim "Normalvolk" nicht angekommen. In der unteren Etage der Gesellschaft dürfte sogar eher ein wenig Druckreduzierung angekommen sein, immerhin fallen erstmals wieder Preise für Lebensmittel und Öl, auch wenn ohne Budget natürlich auch nichts günstiges erstanden werden kann. Dennoch hat sich die Lage nicht wirklich dramatisiert.
Was machen denn meine Lehmann-Zertifikate und andere Derivate? Ach, ich hatte gar keine und mein Mitleid für "die da oben" hält sich doch stark in Grenzen. Ab einer Million Kapital ist auch bei spürbarem Beschnitt noch viel Polster vorhanden. Und ja, auch Otto-Normal-Sparer, der in Risikopapiere investiert und sich auf 20% Rendite verlässt ohne diesen Glücksgriff zu hinterfragen, erntet nur begrenztes Mitgefühl.
Doch darum soll es an dieser Stelle nicht gehen. Wir haben ja eine große Koalition, welche progressiv durchregieren könnte. Diese verstrickt sich in krude Lösungsansätze, mit fraglicher Erfolgsaussicht. KFZ-Steuer für Neuwagen senken oder entfallen lassen, soll die Wirtschaft ankurbeln - so so. Dazu Bauinvestitionen im öffentlichen Raum - ich seh das neue Wirtschaftswunder nicht wirklich. Im 16-Punkte-Programm der Regierung sind Meilensteine, Originalität und wirkliche Impulsgeber Mangelware. Dabei möchte ich die Summe von 23 Milliarden in drei Jahren nicht madig machen - in dieser Größenordnung wären große und kleine Schritte möglich. Doch fließt das Geld ausgerechnet in die Bereiche, die sich von Krise zu Krise hangeln und Selbstreinigungskräfte seit Jahrzehnten ignorieren. Bei innovativen, flexiblen und frischen Unternehmen, die sich wider die Gegebenheiten nach oben boxen, kommt hingegen nichts an. Hier meine ich explizit all die Unternehmergeführten Kleinbetriebe und den Mittelstand, insbesondere die Firmen, die sich seit Jahren und gezwungenermaßen mit der Marktsituation arrangieren.
Ich kenne nicht wenige Firmchen und Unternehmen aus dem Dienstleistungs-, Medien-, Kreativ- und IT-Sektor kommen. Allen zu eigen ist ein Umsatz zu Gewinn Verhältnis von 20:1 bis hin zu 3:1, bei stetiger Expansion und Stellenausbau. Weiterhin gemeinsam haben diese Firmen, eine höchstanstrengende Bank- und Bürokratiesituation. Basel 2 erschwert jegliches noch so aussichtsreiche Kreditgesuch und da die meisten Firmen kleinere Kredite benötigen fühlt sich kaum eine Hausbank dazu berufen, den Aufwand zu stemmen, ihnen Kredite zu gewähren. Dem Gegenüber steht ein unflexibler Staat, der jeglichen Bürokratieaufwand auch auf kleinste Betrieb abwälzt. Die Festanstellung einer Teilzeitkraft erweist sich auch bei guten Geschäftszahlen, als mittelschwerer Akt, der in jedem Fall Zeit und Geld kostet.
Nur mal angenommen, der Staat nähme 5 Mrd seines Pakets für Betriebe unter 20 Angestellten. Diesen stellt er für eine Neueinstellung, eine neugeschaffene Azubistelle oder eine zu begründende Sonderinvestition jeweils 30.000 Euro zur Verfügung. Auf einen Schlag wären 166.666 deutschen Betrieben völlig neue Möglichkeiten eröffnet. Eine Sicherheit ist gewiss, dieses Geld landet auf kürzestem Wege im Wirtschaftskreislauf und zwar dort unten wo keine Sparquote es sofort wieder dem Markt entzieht oder sofort Großteile im Ausland verschwinden.
166.666 Unternehmen - von der kleinen zwei-Mann-GbR, über den Kleinunternehmer bis zur mannstarken GmbH, egal ob grad massiv unter Druck oder wider den Trend höchsterfolgreich. 166.666 Unternehmen, die zu ihrem erarbeiteten Kapitalstrom Luft für weitere Schritte bekommen. Das Geld wird verbrannt, aber die Hitze wird einiges Wasser zum kochen bringen.
30.000 Euro klingen nach Kleingeld. Wer sich die Mühe macht und all die Einzelkämpfer und kleineren Unternehmen bei Xing befragt, wird schnell bemerken, dass 30.000 Euro ein sehr spürbarer Prozentsatz ihres Jahresumsatzes sind und mit diesem zusätzlichen Mittel, jede Menge Möglichkeiten entstehen.
Der Staat will Sicherheit? Kein Problem, dann taugen deutsche Steuerdaten, schwarze Schafe, Steuerkriminelle, Betrüger, Pleitegeier und ähnliche von vornherein auszusortieren. Auch tut der Staat gut daran dieses Geld nicht für StartUps (für die gern anderweitige Unterstützung) zu blasen, sondern eben die Unternehmen zu entlohnen die sich zumindest drei Jahre bei steigenden Umsätzen am Markt bewiesen haben. Die in Frage kommenden Unternehmen, wissen mit Geld und Wirtschaftssituationen umzugehen und sind mit Sicherheit gewillt, weiter zu wachsen, nach oben zu kommen, einzustellen, zu investieren und auch mal etwas zu experimentieren.

Leider nur sind Politiker von diesen Selbstständigen soweit entfernt, wie Bush vom Iran. Was dort unten passiert bleibt vielen ein Rätsel. Menschen die sich für ein teilweise schüchternes Nettoeinkommen aufreiben und in Überstunden stürzen erscheinen nicht auf der Agenda. Schade, vielleicht doch besser wieder Kohlepfennig...

Mittwoch, 5. November 2008

Niederlage mit Würde und Sieg in Demut - Obama vs Mc Cain

Gleich falle ich elektrisiert ins Bett - nach einer langen Wahlnacht und zwei beeindruckend aufrichtigen Reden kein Wunder. Die Wahl in den USA ist endlich in einer eindrucksvollen Entscheidung gemündet. Zurück bleibe ich, als kein großer A
Nord-Amerika-Fan und bin doch fasziniert von der gelieferten Rhetorik. So sehr meine Präferenz feststand, der meinerseits höchst unbeliebte John Mc Cain hat seltene Größe bewiesen und wider alle Erfahrung bestmögliche Worte gefunden um eine historische Wahlentscheidung zu formulieren. Selten oder besser nie meistert ein Gescheiterter so bravorös den Moment seiner Niederlage - Chapeau.
Es folgt der neue Hoffnungsträger und beweist, warum die Menschen seinen Worten erliegen. Hier finden hehre Worte ihren Meister - beeindruckend! Und trotz aller Skepsis bin ich geneigt seiner Rhetorik zu erliegen. Zu glaubhaft zelebriert er seine Performance.
Welch Worte könnte der scheidende Präsident hier noch anfügen. Seine Redekompetenz muss ihn eher zum Schweigen zwingen. "Hier ist der Schlüssel, ich hab Mist gebaut - Tschüss!" - mehr dürfte George W. Bush nicht mehr sagen, jetzt ist Zeit für große Momente.
Der Vergleich ist irrwitzig, doch mein Argument pro Schlafverzicht galt den Liveerlebnissen. Ich glaube an die Geburt eines selbstbereinigenden und wohlwollenden Landes und wage es diesen Moment mit dem Fall der Berliner Mauer zu vergleichen. Allein die letzten acht Jahre Inkompetenz und globaler Tyrannei lassen diesen Augenblick so gülden strahlen. Ich bin Zeuge einer großartigen Wende und all die Skeptiker und Pessimisten werden sicher ein Stück weit recht behalten. Die Welt dreht sich nun nicht andersherum und auch Obama wird sich selbst entzaubern...und doch:
Es war der einzig mögliche Wandel, der sich heut über die Welt ergießt!
Yes he can...ich weiß leider keinen einzigen deutschen Politiker, der solch Sexappeal, Brillianz und Euphorie entfachen könnte ohne Demagoge zu sein. Ich wünsche meiner Heimat Fortschritte diesbezüglich, denn endlich einmal wieder haben die USA eine respektable Messlatte gelegt.