Freitag, 14. November 2008

Arbeit schafft kein Verdienstpolster...

Üppige Taler lassen sich, wie schon beschrieben, mit Stundenlohn nur schwer verdienen. Die jüngste Vergangenheit straft auch alle Aktiengewinnversprecher und sonstige Fond-Scharlatane lügen. Wie aber schwimmt man sich aus eigener Kraft frei, wie korrigiert man seinen Kontostand auf positive und korrekte Art und Weise, ohne sich selbst auszubeuten?

Es ist kein Kinderspiel, aber mit noch größerer Sicherheit auch keine Unmöglichkeit. Allerdings kommt man nicht umhin, ein wenig Zeit zu investieren. Zeit, die aber nicht als Belastungsprobe und aufreibende Aneinanderreihung unangenehmer Gegebenheiten zu sehen ist.

Mein wohl größtest Investment der vergangenen Jahre wurde in der Währung Qualitätszeit getätigt. Unzählige Kommunikationsanlässe gepaart mit Koffein, Nikotin und Alkohol, um die bösen Dinge zu benennen. Aber auch kulinarische Kalorienpakete, Entertainment, Kultur und Musik dienten als Kulisse für unverfängliche Kontaktanbahnung. Kontaktanbahnung klingt ein wenig nach Drückerkollonne, ist aber wesentlich relaxter zu werten. Von Anfang an hab ich mein Netzwerk aus Menschen gestrickt, mit denen ich auch "privat" gern Gedanken tauschen und Zeit verbringen würde. Damit dieses Netzwerk organisch wächst und zudem unverkrampft und authentisch entsteht, muss jeder Zuwachs völlig wertfrei und unverbindlich beginnen, mit Fokus auf den eigentlichen Moment.

So entstanden wahre Freundschaften, ehrliche Kollegen und aufrichtige Kontaktpunkte, oft lang bevor auch nur der erste geschäftliche Vorteil entstand. Viele aus dem Netzwerk lassen sich nur schwer wirtschaftlich bewerten und genau dort liegt kein Interessenskonflikt. Etliche Male ging ich in Vorleistung, teilweise gar mit einem Minusgeschäft oder Uneigennützigkeit. Viele Menschen trifft man unzählige Male, mit wachsendem persönlichen Interesse, ohne auch nur einen direkten Vorteil abzugrasen. Zwischenmenschlich und vom Wissens- wie Perspektivzuwachs allerdings sind auch diese Kontakte unbezahlbar. Nach einiger Zeit, vielen Gefälligkeiten, diversen gemeinsamen Momenten etc. macht es auf einmal Klick. Der Erfolg klopft an der Hintertür, über diverse Ecken erscheint ein neues Gesicht auf der Bildfläche und wie sich später herausstellt, nur auf Grund eines Kontaktes, der nen Freund hat, dessen Onkel...

Und auf einmal zahlt sich dieses Investment zigfach aus. Meist kann man sogar Vorteile innerhalb des Netzwerkes weiterreichen, weil Anfragen zu groß oder artfremd sind. Schon ist man Mittler und zugleich Beteiligter und profitiert eher nebenläufig. Ich habe in meinem Leben zu keinem Zeitpunkt Akquise betreiben müssen, man kennt sich. Im Zweifel weiß man, dass Cornelius den richtigen Ansprechpartner kennt, die richtige Adresse weiß oder beim Bier den relevanten Geistesblitz zuprostet und umgekehrt.

Das klingt in manchen Ohren vielleicht nach oberflächlichem Heititei ohne Substanz und zwischenmenschlicher Prostitution. Das Gegenteil ist der Fall. Nur zu gern hab ich die Chance genutzt, exakt mit den Leuten in Kontakt zu kommen, die mir gefallen, sympathisch erscheinen, Kontraste oder Ähnlichkeiten bieten oder anderweitig interessant sind. Mittlerweile gibt es dann auch Berührungspunkte nach ganz oben oder ganz unten, in Richtung Underground genauso, wie zur Promi- oder besser Kreativenszene, weil man doch immer schon den einen oder anderen kennt. Wie ein Schwamm sauge ich Wissen, Ideen und Philosophien in mich auf und erweitere meinen Horizont. Dabei ohne Mühe frei vom Zwang einen Kontakt verwerten zu müssen, das passiert automatisch nebenbei oder eben nicht.

Die Zeit ist knapp? Für solche Sperenzchen hat man keine Zeit? Es fehlt das Ego sich unter Menschen zu mischen, die vielleicht "wichtiger" sind? Sehe ich anders. Jeder Unternehmer, Selbstständige oder Freiberufler verwendet einen Großteil seiner Arbeitswoche mit Kontakten, Akquise, Kundengesprächen, Angeboten, Kostenvoranschlägen und sonstigen oft vergeblichen Mühen. Ich erfahre die Welt, besuche Kulturveranstaltungen zur Arbeitszeit, esse lecker und gut und reise viel...

Aber natürlich ist das Typsache. Ich liebe das Leben und die Welt und komme so voll auf meine Kosten und nebenbei verkaufe ich indirekt das was ich am Besten kann: Ideen, Kommunikation und Kontakte.

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