Montag, 28. April 2008

Oberklasse, Mittelschicht, Hatz 4 - erste, zweite, dritte Welt - runter geht es immer

Anstand, Moral und Ethik - überstrapaziertere und abgedroschenere Floskeln finden sich kaum. Einerseits erschöpfend überkommuniziert, im Gegenzug mit wenig Taten untermauert. Die Sehnsucht einer Gesellschaft nach Erfüllung und Umsetzung jener Phrasen ist immens, es ist der allgemeine Trend der sich gänzlich darüber hinweg setzt.

Das mediale Echo auf das aktuelle Verhalten der Großfinanz glänzt mit Tiernamen und seitenreichen Bloßstellungen. Subventionsverschlingende Konzerne ohne Loyalität bekommen ihren wohlverdienten Pranger und notleidende Kollateralschäden werden mit Rampenlicht und Sprachrohr ausgestattet. Globalisierung erreicht Deutschland - schleichend und plötzlich mehr als anwesend. Großinvestoren stellen sich im Nachhinein als Notschlachter heraus, während der Staat die Grundversorgung für temporäre Gewinne versilbert und nun tatenlos zusehen muss, wie die Bevölkerung geschröpft wird. Und der Mensch und Staatsbürger realisiert schmelzende Kontostände und fürchtet weitere Einschnitte. Es sind die Lebens (er-) haltungskosten, die der wachsenden Unterschicht die Luft zum Atmen nimmt, die Schuldenfalle schnappt zu und nimmt Generationen in Sippenhaft.

Als wären diese Zustände nicht tragisch genug, liefert mir mein Nachrichtenprogramm mundgerechtverpackte Perversionen. Hungerdemos der dritten Welt, bringen Menschen auf die Strassen für die Todesfurcht ein Fremdwort ist. Diese Menschen können nichts mehr verlieren, sie haben nicht mal die halbe Schale Reis, die ihre Wut mit Kalorien untermauert. Blanke Verzweiflung schreit mich an, während im Anschluss der neue Trend der Börsenwelt vermittelt wird. Wetten auf fulminante Preisteigerungen der fundamentalen Nahrungsmittel. Grenzenlose Armut in weiter Ferne bietet erhebliches Gewinnpotential im zivilisierten Westen. Unrechtsbewusstsein und Scham werden mit Maximalrendite ausgehöhlt, den Rest erledigt feinperliger Schampus.

So beklagenswert Deutschland sich gerade darstellt, unser Hunger gilt in erster Linie der Energie. Voller Tank und Strom aus der Steckdose treffen auf sich erschöpfende brennbare fossile Rohstoffe. Erfindungsreichtum verkündet Ersatz auf dem Acker. Was auf ersten Blick ökologisch reizvoll klingt verklärt die humanitäre Katastrophe, die sich dahinter versteckt. Wenn sich Getreide an der Zapfsäule in üppige Taler verwandeln lässt, verliert sich des Bauern ursprüngliche Bestimmung. Nahrungsmittelproduktion verliert sein finanzielle Attraktivität.

Extremes Verhalten sorgte schon immer für noch extremere Reaktionen. Hungrige Massen werden in Bälde zum unkontrollierten Risiko. In einer globalisierten Welt kann Solidargemeinschaft nicht regional definiert sein. Diese Problemlösung wird neben jedem weiteren prophezeiten Unheil einen gigantischen Kraftakt bedeuten. Stemmbar nur durch vereinte politische Kräfte mitsamt geballter Wirtschaftskraft. Antriebskraft dafür kann nur der blanke Egoismus und Selbsterhaltungstrieb sein. Na dann...

Sonntag, 20. April 2008

Solidargemeinschaft am Ende - Platz für neue Ideen

Aktuelle Tages- wie Wochenpresse bietet Einblick in sämtliche Variationen der Spaltung unserer Gesellschaft. Generationenvertrag, Armut versus Reichtum, Ost gegen West - Spaltpotential findet sich in jedem Bereich. Erschreckend dabei, mit welcher Schockstarre politische Entscheidungsräger reagieren. Fast scheint aktuelle Politik lediglich aus Ausweichmanövern zu bestehen.
Aussetzen des Riesterfaktors um den Durchschnittsrentner mit satten zehn Euro Rentensteigerung monatlich zu verwöhnen. Blanker Hohn einerseits, doch mit mehreren Milliarden Aufwand verbunden, die dem Gemeinwesen an anderer Stelle entzogen werden.
Da werden kostenlose Krippenplätze in Aussicht gestellt, während Gutsituierte ihre Kinder in Privat-Kindergärten unterbringen. Chinesischunterricht und Medientraining wird in der staatlichen Kita eben noch nicht geboten.
Nach wie vor wird geschäftliche Aktivität im Osten mit zuckersüßen Verlockungen belohnt. Niedriger Steuersatz und unerschöpfliche Fördertöpfe treffen auf mangelnde Nachhaltigkeitskontrolle. Bewegtes Geld allein reicht für den Nachweis eines Geschäftsbetriebs.

Der Staat enthält sich jeglichem Führungsanspruch, derweil die Gesellschaft in Egoismus versinkt. Stets bedacht auf eigenen Vorteil, sucht die Solidargemeinschaft ihren Platz im Geschichtsbuch. Spenden und Ehrenamt finden zwar statt, jedoch vornehmlich mit dem Selbstzweck der Imagepflege. Die Regierung beschränkt sich auf minimierte Angriffsfläche, welche negativ auch mit mangelndem Profil umschrieben werden könnte.

Diesem allgemeinen Trend zum Trotz, gibt es eine spürbare Sehnsucht nach Solidarität und Gemeinwesen. Quer durch alle Schichten wächst das Bedürfnis nach einer Gesellschaft die niemanden ausschließt und individuellen Problemen vor allem Lösungsansätze liefert. Dieses Verlangen legt sich einer Schneewehe gleich über die Hügel an Ungemach (oh wie metaphorisch) und wartet auf den Sprengsatz, der die Lawine ins Rollen bringt. Bleibt abzuwarten woher die Trendwende kommen mag. Regierungsgeschick bleibt zunächst nicht zu erwarten, ob aber die Basisdemokratie eines Web 2.0 schon ausreicht um zu einem gelebten Massenphänomen zu werden?

Samstag, 19. April 2008

Nebenbei statt voll dabei

Ein Blick auf das Display meines Mobilfunkgeräts gewährt Einblick in meinen Freundes- und Bekanntenkreis. Immer wieder erwische ich mich, getrieben von Langeweile, beim Durchblättern meines digitalen Telefonbuchs. Beim Überfliegen bilden sich sogleich diverse Statistiken ab. Über 300 Kontakte taugen ja fast schon als repräsentative Studie. Auffallend gering ist der Anteil an Menschen die ihr Auskommen durch eine eigene Unternehmung erarbeiten. Selbstständigkeit verheißt eben auch gefühlte Unsicherheit und ein gesundes Anstellungsverhältnis gewährt wesentlich mehr Komfort und Verlässlichkeit.

Selbständigkeit bietet viel Abschreckungspotential. Genau deswegen kann und wird es niemals einen allgemeingültigen Ratgeber für finanziellen Aufstieg geben. Wäre es einerseits vermessen einen vermeintlichen Idealweg aufzuzeigen, kann andererseits ein Patentrezept nur scheitern und unseriös sein. Allgemeingültig bleiben nur die vielzitierten Floskeln und Phrasen, welche nach Eintreten des Erfolgs fallen. Der Wahrheitsgehalt dieser Aussagen wird durch regelmäßige Wiederholung nicht geschmälert. Herzblut und der Glaube an die eigene Idee sind und bleiben maßgeblicher Erfolgsgarant. Mehrfaches Scheitern bedarf einer gigantischen Unfähigkeit und minimalster Originalität. Attribute, die von vornherein den Mut zum eigenen Geschäft verhindern dürften.

Ich neige des Öfteren dazu meine Umwelt zu schüchternen Gehversuchen als eigener Chef zu ermutigen. Man müsste, eigentlich sollte man, wie wäre es denn mit...solches Gestammel nötigt mich immer wieder zu nem beherzten Tritt in den verlängerten Rücken. Einfach mal machen und probieren, denn in den meisten Fällen geht es nicht um kräftezehrende und existenzbedrohende Unternehmungen und mittelschwere Kraftakte. Vielmehr geht es darum den eigenen Ideen, den nötigen Freiraum zu gewähren und experimentell abzugleichen, wie die Umwelt auf eben diese Denkansätze reagiert. Den Mut zum Nebengewerbe fordere ich gnadenlos ein, denn risikofreier kann man sich selbst für seine Einfälle gar nicht belohnen. Im Zweifel stößt man auf reges Interesse und spürbare Nachfrage und zehrt vom Erfolg. Zumindest wurde der "hätte, wäre, wenn"-Status gegen Konsequenzen eingetauscht.

Freitag, 4. April 2008

Benimmschule - am Anfang steht der Knigge - doch hinten sollte die Moral sein!

Manieren gedeiht einem, die bedachte Mutter an, aus welcher sozialen Schicht auch immer man entschlüpft ist. Als Sproß einer Arbeiter- und Angestelltenfamilie, bin und war ich sehr wohl in der Lage, Messer und Gabel elegant zur Nahrungsaufnahme zu interpretieren. Auch Grundregeln an respektvoller Höflichkeit sind mir kein unsicheres Terrain. Generell wurde in meiner Erziehung fundamentaler Wert auf Respekt und Achtung gelegt. Glücklicherweise blieb ich von Sonntagsdress und Konfirmationsunterricht verschont, gestelzte Floskeln und Lieblingsschwiegersohnverhalten wurden mir niemals abverlangt.

Gegenwärtig touchiere ich, bedungen durch Klassensprünge finanzieller Art, selbsternannte elitäre Dunstkreise. Antiquierte Dynastien treffen auf Geldadel und glamouröse Prominenz, betten sich gemeinsam in Dekadenz und Opulenz. Das Regelwerk für Benimm und Etikette ist sehr umfangreich und wird forciert abverlangt. Diese sogenannten Manieren dienen jedoch einzig und allein der Abgrenzung zur Normalsterblichkeit. Ist der ursächliche Selbstzweck für Manieren, eine funktionierende Gesellschaft, in der jedes Individuum durch Rücksichtnahme seinen Platz findet, so sind die erwähnten Benimmregeln lediglich sektiererisches Instrument. Eine Kaste feiert sich selbst und echauffiert sich auch 2000 Jahre nach dem Messias noch über den Pöbel. Wer hier Überspitzung vermutet, begebe sich an einschlägige Orte und begutachte betuchte Oberklasse beim Pfauentanz. Respekt und Menschenfreundlichkeit bleiben Fehlanzeige. Entlarvende Verachtung gegenüber Statusfremden werden mit minimalistischem Mimenspiel und Gestik suggeriert.

Dies gilt weiß Gott nicht für den Wohlstand in seiner Breite, jedoch für denjenigen welcher sich im goldenen Licht sonnt und auf Bewunderung hofft. Die affektierte Selbstdarstellung zeigt sich ausgeprägter, je weniger verantwortlich ein jedes Subjekt für sein eigenes wohlbehütetes Schicksal war. Erst in diesem Kontrast wird die Wichtigkeit wahrer elder Statesmen bewusst. Ein Helmut Schmidt leuchtet hell in jeder noch so illustren Gesellschaft, obgleich auch ihn eine spürbare Arroganz ummantelt. Aber da schwingt auch eine Freundlichkeit und unstillbares Wissen und Interesse mit. Nicht weniger wertvoll erscheinen die alten und neuen Helden unseres Zeitalters. Bill Gates, wie Steve Jobs, aber aktuell auch Mark Zuckerberg verwässern alteingespielte Rituale durch ihr unorhodoxes Auftreten gepaart mit offensichtlichem Wert für die Gesellschaft.

Es sind die seltenen Momente, die Genugtuung verschaffen: Die Not eines leeren Tanks mitten in der Nacht am unausgeleuchteten Rand einer Autobahn unterscheidet nicht zwischen Bentley oder Opel. Umso dankbarer leuchteten die Augen eines mir unbekannten Bestverdieners, als ich in jungen Jahren mit verrostetem Kadett die Bremse fand, um meine Hilfe anzubieten. Die gemeinsame Fahrt zur Tankstelle war peinlich berührt wortkarg seinerseits und humorvoll aufgelockert meinerseits, dazu untermalt ein leierndes Tape mit detuschem Hiphop die nächtliche Ruhe. Rückkehr mit vollem Kanister lockte dann doch ein Lächeln auf seine Lippen, welches ihm entgleiten musste, in dem Moment, als ich seine großzügige Finanzspritze ablehnte. "Freikaufen ist nicht...nächstes mal bist du dran..."

Mittwoch, 2. April 2008

Blackstone, Ackermann und Goldman Sachs - Wirtschaftserfolg geht anders und besser

Scheinbar wird wirtschaftlicher Erfolg, gerade spassbehafteter eher als Teufelswerkzeug gesehen. Ein glorifizierter Übermensch mit bahnbrechender Idee, finanziellem Beipack, einer Tonne Glück vollbringt sein Meisterstück und lebt mehr als gut von seiner Hände oder Synapsen Werk. Im Allgemeinen wird Hernn Otto Normal, nicht mehr zugetraut, als Arbeit auf Anweisung. Im Gegenzug verdient er sich ein Taschengeld namens Einkommen.

Diese Einschätzung kann ich nicht teilen. Geschäftserfolg ist kein Zufall und keine große Kunst, lediglich verbunden mit Mut zur Courage und Selbstverantwortung. Um hier den schalen Beigeschmack von Gursprech und "alle können es schaffen"-Sektierei, gar nicht aufkommen zu lassen, bleiben euphorisierende Floskeln außen vor.

Meine Auffassung von Geschäft ist an sich mehr als einfach und nachvollziehbar. Es ist kein großes Kunststück, aus einem Euro, mit mehr oder weniger großem Kraftakt, zwei zu machen. Genauso leicht sollte es fallen, auf einem Flohmarkt, mit ein wenig Verhandlungsgeschick ein Fahrrad zu erwerben, es zu polieren und am eigenen Stand gewinnbringend zu veräußern. 0,2 Liter H2O mit thermischer Energie auf hundert Grad Celsius erhitzt über einen günstig erstanden Teebeutel gegossen, lässt sich ohne Mühe für zwei Euro über den Tresen reichen. Ich tue jeden Tag nichts anderes, als günstige Konditionen für den Erwerb von Gütern auszumachen und zeitgleich vorhandene Nachfrage zu stillen. Veredelung als Zwischenschritt erhöht die Rendite nur noch.

Erst an späterer Stelle kommt die Potentierung zum Einsatz. Anstatt allein und nur an einem Ort heißes Wasser mit Tee zu verdeln und zu verkaufen, spannt man Hilfen ein, die es gleich tun. Diese tun das dank fairer Bezahlung, mehr als gern und an jedem denkbaren Ort und schwupps heißt man Starbucks (bis auf die Bezahlung). In diesem Moment kommt einem der Teebeutelliferant natürlich gern entgegen und senkt seinen Preis, immerhin beziehe ich nun mehrere Beutel.

Das größte Risiko liegt in eigener Unaufmerksamkeit und Nachlässigkeit. Wer Teil seines eigenen Projekts bleibt und stets auf Pulsfühlung verbleibt kann so viel nicht verkehrt machen. Größenwahn und Fehleinschätzungen gepaart mit großem Risiko und unzufriedenen Mitarbeitern können den Erfolg ganz schnell reduzieren oder einstampfen. Ein Blick für organisches Wachstum, mehrere Standbeine und bewusst ausgewählte Unterstützung mit gerechter Entlohnung, schließen eine Vielzahl an Risiken schnell aus.

Unter Umständen klingt es für manchen Leser, zu schöngeistig, naiv und Heititei. Ein Blick hinter die Kulissen unternehmergeführter Wirtschaftsbetriebe bestätigt meine simple Geschäftstheorie. Sicher gibt es dreiste und menschenfeindliche Möglichkeiten Rendite zu erzwingen und Erfolg um jeden Preis zu forcieren. Glücklicherweise, straft die Weltkonjunktur, solch Hedgefondattitüde momentan Lügen. Mit Chance werden da einige schwarze Schafe ausgemerzt.