Montag, 2. Juni 2008

Nachtgestalten, selbstständiges Arbeiten ohne offizielle Legitimation

Die Nacht ist noch nicht verflogen, der Morgen noch nicht angekommen. Die Großstadthektik ist an ihrem toten Punkt angelangt, wären da nicht diese Silhouetten, die durchs Nachtgrau huschen. Trotz schwerer Taschen eilen sie behende durch die Dunkelheit, umgeben von Klödern und Klackern im Schritttakt. Am Rand der Gesellschaft, macht sich eine neue Art Selbstständigkeit breit, die wiederbelebung des Lumpensammlers mit frischem Makeup. Leergutsammeln ist seit Dosenpfand ein winziges Stückchen lukrativer geworden oder zumindest, die letzte Chance die Existenz zu sichern.

Eine jugendliche Gesellschaft, die den Park und die Strassen zum Wohnzimmer erklärt hat, hinterlässt ihre Spuren in Form von Restmüll.Symbiotisch wird deren Faulheit durch die emsigen Nachtarbeiter kompensiert. Ein lauer Sommerabend verspricht großen Konsum, mit Chance auf liegengelassene Pfandgelder. Die Dekadenz, den Pfand zu ignorieren findet dankbare Abnehmer.

Ich ziehe meinen Hut vor diesen Menschen. Sie sind sich nicht zu schade, anderer Leute Reste aufzuklauben und mit Körperkraft gen Heimat zu wuchten, um am nächsten Tag, die nächstgelegene Leergutannahme aufzusuchen. Es treibt mir Schamesröte ins Gesicht, dass unser reiches Land, solche Paralleluniversen hervorbringt. Zumindest ein wenig Respekt versuche ich diesen Menschen entgegenzubringen. Der innere Schweinehund, Leergut heimlich im Müll landen zu lassen ist längst überwunden. Gezielt platziere ich meine Trinkbehältnisse gut sichtbar neben dem öffentlichen Mülleimer. Ein paar freundliche Worte, wenn sich unsere Wege kreuzen finden sich immer.

Bleibt der Rest der faulen Meute. Unfassbar, wie wenig Weit- und Rücksicht einige Menschen mit sich tragen. Ein morgendlicher Spaziergang durch ein Schlachtfeld, dass vormals Park genannt wurde, macht wütend. Jeder einzelne Grillplatz ist gut zu erkennen und sogar die Zusammensetzung der Gäste ist ersichtlich. Ihr kompletter Müll lässt genau erkennen, wer hier was konsumiert hat. Ein rauschendes Fest wirds gewesen sein - über Spurenbeseitigung wurde allerdings nicht viel nachgedacht.

Nun gut, die restlos überfüllten Papierkörbe zeigen, dass auch die Stadt dem nicht wirklich entgegenwirkt. Aufstehen, gehen und alles im Dreck zu hinterlassen ist allerdings menschlich mehr als ekelhaft. Da keimt fast der Wunsch, auf jedem Restmüll wäre Pfand erhoben.

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