Donnerstag, 26. Juni 2008

Ronaldo sonnt sich am Strand ... nun folgt Ballack versus Lahm

Mein Lieblingsthema dieser EM findet seine leidige Fortsetzung. Pomadiger Rumpelfussball einer deutschen Mannschaft, die zwischen Arroganz und Verschüchterung pendelte, führte schlussendlich doch zu einem glücklich knappen Sieg gegen hochmotivierte Türken.

Das Wetter hatte ein Einsehen und gönnte ein wenig Testbildauflockerung, um müde Augen zu reanimieren. Und Ballack? Unser hochgelobter Kapitän und vermeintlicher Leistungsträger zeigte lediglich beim Lamentieren größtes Engagement. Über solche Szenen hinaus verwöhnte er mit gloreichen Fehlpässen, selbstverschuldeten Ballverlusten und theatralischen Fallmannövern nach leichten Tacklings. Erbärmlich was Michael Ballack präsentierte. Der werte Spiegel stimmt mir im Wesentlichen zu, sowohl hier als auch hier findet meine geringe Wertschätzung renommierte Zustimmung. Oder wie sonst kann ich:

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Ballack (FC Chelsea):
Keine Torchance, kein gefährlicher Pass, ganz wenige gewonnene Zweikämpfe. Nicht mal die meisten Kilometer sammelte er diesmal. Naja."

oder:

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Der Bundestrainer hat Mut bewiesen, sich wandelbar gezeigt, nicht zu wichtig genommen - im Gegenteil: Vor allem Michael Ballack gestattete er Einfluss. Nun muss dieser das Vertrauen nur noch zurückzahlen."

verstehen? Ich bade nicht in Genugtuung, wenn ich zu Recht an Ballacks Überbewertung rummäkel. Viel lieber hätte ich erlebt, wie ein triumpfal auspielender Ballack seiner Kapitänsrolle gerecht wird und ein dominantes deutsches Spiel aufs Feld zaubert. Aber Michael Ballack ist und bleibt kein Augenschmaus, auch und vor allem nicht bei dieser EM.

Ganz im Gegensatz dazu erfreue ich mich an den weichen quasi unschuldigen Gesichtszügen eines Philipp Lahm. Wenn es einen deutschen Leistungsträger bei dieser Europameisterschaft gibt, dann nur Lahm. So konstant, wie dieser seine Leistung abruft und seine Formkurve in nicht geahnte Höhen schraubt, ist die Finalteilnahme vor allem sein Verdienst. Philipp Lahm sieht schon direkt nach der Hymne gänzlich erschöpft aus. Es scheint sich jedoch um eine Mißinterpretation zu handeln, wenn er wider Erwarten auch kurz vor Abpfiff allein mit dem Ball das Feld durchquert, in einem Tempo, welches nicht für alberne Namenswitze taugt. Vielleicht wird aus ihm einmal der nächste große Mannschaftsführer. Ein wenig Reife und weitere Erfahrungen auch internationaler Art und diese Maßnahme wird unausweichlich sein. Reizvoll sein fehlender Hang zum Lamentieren, spielen statt fallen imponiert immer wieder. Michael Ballack darf sich dort gern ein wenig abschauen.

Philipp Lahm, vielen Dank für die wenigen Momente deutscher Fussballgenialität - du hast dir den Titel mehr als verdient. Hol ihn dir bitte.

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