Samstag, 3. Mai 2008

Old Economy, New Economy, Crash und Unbeholfenheit...

Es war um die Jahrtausendwende, als schon einmal triefende Glückseeligkeit auf der digitalen Spielwiese herrschte. Leckere Steaks brutzelten beim montäglichen BBQ auf dem mit Spielgeld befeuerten Grill. Die Recaro-Sportsitze glichen mangelnde Kompetenz des Drauf-Sitzers aus. Das Gewitter kam bekannterweise, dem strömenden Regen folgte Hamburger Nieselregen und seit einiger Zeit hat es wieder aufgeklart. So sehr das einige wohl zu viel Sonne abbekamen. Ein Blick in die aktuellen Listen für getätigte Weblaunches. Ängstliches Schätzen der Unsummen, die manch global Player, mit bisher schüchternen Web-Erfahrungen, für hippe Portale locker macht. Und Faszination darüber was für Krücken sich mit viel Geld schnitzen lassen.

Ich weiß sicher, der nächste Crash kommt nicht. Aber eine Genese wird eintreten. Langsam, aber sicher tendieren zum Beispiel die Mitgliederzahlen bei StudiVZ in Richtung real immatrikulierte Studenten, wenngleich noch ein weiter Weg bergab ansteht. Mit Chance erledigt sich auch gehypter Web 2.0 Ballast, gefördert durch des Surfers Langeweile. Dann wäre endlich wieder Zeit für die Firmen mit echtem Geschäftsmodell, sich nicht nervös um Trends zu kümmern, sondern an ihrer Produktqualität zu feilen.

Wir basteln uns ein Web 2.0 Projekt, geht momentan wieder vom Altbau-Wohnzimmer aus. Drei durchgeknallte Typen mit Spass frickeln sich ne Community und haben irgendwie Erfolg. Es sei ihnen gegönnt, aber ich sehne mich nach dem überfälligen Spagat zwischen Old- und New-Economy. Und zwar nicht diese unbeholfenen Versuche sondern mit ausreichend Training vorab - das schont die Sehnen und Muskeln. Kein starres Unternehmen wird hip und trendy, wenn es sich eine goldene Prothese kauft. Ein Hauch Kernkompetenz und Sensibilität für die digitale Welt sind notwendig. Und auch das pfiffige StartUp im Www, darf von klassischen Fehltritten lassen, nur weil sie im Web verziehen werden. Optik ist nicht alles und Googles Logo ist ein Witz, aber dennoch sind die Augen beleidigt und die wollen ja bekanntlich mit essen. Dies gilt weniger für die motivierte Hausfrau mit kleinem Webshop, wohl aber für all die Web 2.0 Klitschen, mit selbstwertüberhöhtem Personal. Und am Geschäftsmodell, samt Rentabilitätscheck ist auch nichts auszusetzen. Ich bin für mutige und innovative Konzepte, aber "is Web, läuft schon und wir ham ne Menge Visits" allein reicht nicht.

Der erhobene Zeigefinger gilt aber den Plagiatoren. Billiger Abklatsch ohne Eigenkreation wird auch mit großem Werbeetat nicht ansehnlicher oder gar origineller. Klar haben auch die Samwer-Brüder zunächst nur die Idee von Ebay für Deutschland adoptiert, dennoch haben sie eben dieser Firma hiernach ein funktionierendes System überreicht. Es gibt ja auch unzählige Bäcker, Konkurrenz ist wundervoll und bietet maximale Qualität. Aber ganz plump kopiert ist schlecht fürs Karma zudem erhöht eine Nuance USP die Attraktivität ungemein.

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