Cornelius bereist im Sommer 2008 Schwellenländer, vornehmlich in Insellage, tropisch und von prekärer Armut verschont. Während diese Zeilen ihren Weg auf den Monitor finden, bildet sich auf der Tastatur eine klebrige Patina, aus Salzwasserbrise, Sonnenschein und Sandverwehung. Meine eigene Patina ließe sich als sonnengegerbte Nordeuropäerhaut mit salzigen Überbleibseln verdunsteten Schweiß beschreiben. Meine spärliche-sommerliche Kleidung saugt sich voll mit meinem Schweiß, tropischen Regengüssen, klammer Klimaindikation und dem absoluten Glück. Natürlich kann man sich als halbwegs solventer Erstweltler, ein paar sorgenfreie Urlaubswochen in exotischer Ferne verschaffen. Die Kunst besteht jedoch darin, sich nicht parasitär eine fremde Welt Untertan zu machen, sondern als Teil von ihr parallel zu existieren, unbekannte Kultur zu erkennen und sich spielerisch einzubringen. Castara auf Tobago ist für mich einer dieser Orte, die dem selbstgemalten Paradies noch am ehesten entsprechen können. Vom Tourismus nur touchiert, aber doch authentisch wachsend und voll von stolzen Bewohnern, bieten sich hier Einblicke in eine gänzlich andere Welt. Fruchtbarkeit springt einem ins Gesicht, überall wächst, kraucht und gedeiht Flora wie Fauna...glücklicherweise in Gänze ungiftig und zumeist wohlriechend und kalorienreich. Englische Besitzer haben meine gemietete Residenz mit viel Feingefühl erbaut und beschäftigen zahlreiche Einheimische. Leider haben sie es in den immerhin 10 Jahren nie vermocht, den Status eines Fremdkörpers zu verlassen. Nach langer Historie, mit Sklaverei, Kolonialismus, Ausbeutung und ähnlichem Grauen, vernichtet weiße Hautfarbe gepaart mit minimalem Hauch Überheblichkeit jeglichen Ruf. Umso erstaunlicher, da sich die Bewohner dieses Küstenidylls als überaus interessiert und wohlwollend herausstellen. Zu Recht verlangen sie allerdings einen minimalen Grundrespekt und Achtung eigener Traditionen und Routinen. Nichts leichter als das, vor allem, wenn die Hürden verwaltbar angeordnet sind. Da lande ich in einem Dorf mit 400 Einwohnern, die gemeinsam offensichtlich weit unter meinen Umsätzen generieren und kaum zählbares Eigentum aufzuweisen können. Dennoch lassen meine Empfindungen keinerlei Hochmut zu, vielmehr versuche ich zu begreifen, welcherart Glück die Menschen überhäuft. Trotz finanzieller und materieller Engpässe herrscht kaum Unmut, Neid oder Leid. Trotz spürbarer Unterschiede, den Besitz betreffend, fühle ich mich zu keinem Moment ausgegrenzt oder argwöhnisch beobachtet. Es ist so erschreckend leicht, Teil der Gemeinschaft zu werden und an Gemeinschaftsaktivitäten teilzuhaben, ohne das irgendetwas erwartet wird. Andere, zumeist tumbere und naivere Touristen, verschaffen sich vor Ort in Kürze große Antipathien...Einzig auf Grund von Verhaltensmustern. Wertfrei kann ich mir in allererster Linie, absolutes Interesse am Menschen, am Gegenüber unterstellen. Wie leben Menschen und warum? Was bewegt sie und welche Träume und Ziele haben sie oder eben gerade nicht? Auf einmal erwächst aus zunächst oberflächlichem Smalltalk, kollegiale Unterhaltung und gegenseitige Neugier. Es zeigt sich auf so ernüchternde Art und Weise: Mensch ist Mensch - egal wo!
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