Montag, 30. November 2009

Brief an einen Kunden

Sehr geehrter Geschäftskontakt,

es tut mir leid ihnen mitteilen zu müssen, dass ich auf ganzer Linie versagt habe. Trotzdem sie mir mehrfach pünktlichst abends um 23 Uhr dringende Änderungswünsche oder finale Informationen hereinreichten, gab es Momente, in denen Ich eine pünktliche Umsetzung zum nächsten Morgen nicht realisieren konnte.

Dabei fiel ich schon zur Geschäftsanbahnung mit überhöhten Konditionen negativ auf. Die Unverschämtheit von meinem Honorar nicht nur überleben zu wollen, sondern bei ungezählten Überstunden hoffte auch meine betrieblichen Fixkosten tragen zu können, bitte ich zu entschuldigen. Zum Glück ging ich auf ihre nach unten optimierte Kalkulation bei ausgebautem Leistungsumfang ein und entledigte mich im selben Augenblick unsinniger finanzieller Verpflichtungen. Krankenversicherung und Altersvorsorge passen eh nicht so zu meiner Persönlichkeit.

Sie haben mein vollstes Verständnis, für die langfristige oder gänzliche Einbehaltung meines Honorars, ist es doch schon Ruhm und Ehre genug bei solche einem Kunden mitwirken zu dürfen. Allein die Referenz ist in Geld nicht aufzuwiegen. Zudem ist es ihr gutes Recht im Nachhinein noch einmal genau nachzusehen, dass meine Mehrleistung vielleicht gar keine solche ist - immerhin habe ich diese an meinem Wochenende, des nachts oder in meiner Freizeit erledigt. Und meine Freizeit müssen sie natürlich nicht bezahlen.

Am allermeisten schätze ich ihren Mehrwert für die Gesellschaft. Anstatt mein überverwöhntes Konto weiterhin zu mästen, geben sie dem Nachwuchs eine Chance. Endlich darf mein Werk hochqualitativ als preiswerter Lernprozess vollendet werden - Studenten sind in manchen Dingen einfach effizienter als alte Hasen.

Danke für ihren Hinweis auf mein Rechtemanagement, da ist mir tatsächlich ein Fehler unterlaufen. Anders als zuvor vereinbart und in meinen ausführlichen AGB formuliert, ist das Urheberrecht gänzlich an sie übergegangen - es war ja immerhin ihr Auftrag, also ihre Idee.

Um ihnen für ihr Entgegenkommen angemessen zu danken, habe ich zumindest die Fremdkosten getragen. Die habe ich ihnen zuvor zwar mitgeteilt, doch es war natürlich dreist von mir diese umzulegen zu wollen.

Ich empfehle sie in jedem Fall weiter und trage Trauer nicht mehr für sie arbeiten zu dürfen. Haben sie viel Glück mit ihrem Geschäft und hoffentlich geraten sie niemals wieder an so ein Schlitzohr, wie mich.


Soweit verbleibe ich grüßend
Kiss my Ass

Cornelius H.

1 Kommentar:

Giesi hat gesagt…

Absolut perfekt. Ich wusste es selber nie, richtig auszudrücken. Diese Zeilen treffen das Bull's Eye. Danke!