Sonntag, 10. Februar 2008

Bingo - Innovation macht reich

Die Suche nach der richtigen Idee, gleicht der Suche, nach der großen Liebe. Schlussendlich bringt sie nichts, das Glück zwängt sich selbst auf völlig unerwartet. In diesem Moment ist man idealerweise aufnahmefähig und realisiert die Schleichbewegung der umherirrenden Fortuna, bevor sie wieder entschwindet. Die addierten Stunden in Gegenwart stets gefüllter Drinks mit wechselnden Gesprächspartnern, steigendem Pegel und wilden Spinnereien, welch Produkt, die Welt noch braucht, lassen auf ein trostloses Alkoholikerdasein schließen. Glücklicherweise verteilen sich diese bepegelten Zeiteinheite über mehrere Jahre, so dass dieser Eindruck zumindest geschmälert werden darf. Die in völliger Euphorie entworfenen Visionen halten nur zum Bruchteil dem nächsten Morgengrauen stand. Dennoch bleiben die Synapsen eher in Schwung, als bei frustgeschwängertem Kneipenbesuch mit deprimierenderen Themen. Manch Idee allerdings konnte auch in nüchternen Zustand noch überzeugen und glänzen. Und doch überfallen einen die größten Ideen - schlafraubenderweise - hoizontal, konträr zum eigentlichen Schlafwunsch. Diesem zu widerstehen und der Idee hinterhereilen und dabei in Gänze zu erfassen ist wohl die größte Kunst.

Es bedurfte einer extrem schlafdezimierten Woche und täglichem Feinschliff in Trance, um die größten Verwirbelungen auf meinem Konto zu verursachen. Erschreckend war die Tatsache, dass dem simplen Geistesblitz und offensichtlichem Bedarf keinerlei Konkurrenz gegenüberstand. Die Vielzahl an Bäumen und der zugehörige unsichtbare Wald haben hier eindeutig Glückspate gespielt. So einfach die Idee ersponnen war, umso unwahrscheinlicher war es für mich gleichzeitig den Vertrieb und die Produktion zu stemmen und parallel Plagiate zu verhindern. Große Interessenten können mit einer Anwaltsarmada und unerlaubten Tricks leicht dafür sorgen, dass eine vermeintliche Erfolgsgeschichte als Drama endet.

Doch wozu auch der Aufwand, große Brüder kann man auch zwangsadoptieren, wenn man die Vorteile der Verwandschaft nur ausreichend dekoriert. Den klebrigen Beigeschmack, den mir Benefizveranstaltungen (wie erwähnt) bereiten ertränkte ich mit ein bißchen Tonic und viel Gin. Die Zielsetzung war ein fulminanter Aufriss. Doch kein Glamourgirl war Objekt der Begierde, sondern eine schon bekannte ranghohe Persönlichkeit in einem Großkonzern. Großkonzern mit Schlagseite trifft es wohl besser. Wären all meine Aufrisse so glanzvoll vollzogen worden, hieße mein Blog wohl "wie ich Hugh Hefner enttrohnte", jedenfalls fand ich ein sperrangelweit geöffnetes Ohr an einem schampusgerötetem Kopf und fand mich zwei Tage später eingeladen im Konferenzraum der Führungsetage. Eingeflogen wäre die bezeichnendere Vokabel, nichts destotrotz saß ich im ungebügelten Hemd über den Dächern unserer Hauptstadt und ging einen Deal ein. Aus heutiger Sicht sicher unter Preis, wechselte meine Idee und viel Geld die Besitzer. Mit Sicherheit war der Preis zu niedrig, aber der stressfreie Erfolg war zu verlockend und noch immer Mühe ich mich dieses Geld auszugeben.

Gegenüber diesem Abverkauf geistigen Eigentums, gleicht jegliches meiner Geschäftsgebahren zuvor nur einem Kinder-Krämerladen. Der Konzern kehrte zwar nicht an die Weltspitze zurück, doch wurde er sich teuer einverleibt und agiert nach wie vor autonom. Einen Anteil im Nanobereich messe ich ganz unbescheiden auch meiner winzigen Innovation bei. In jedem Fall würde ich immer wieder einen Gratisespresso der liebreizenden Sekretärin serviert bekommen.


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