Sonntag, 12. Oktober 2008

neue Geschäftsfelder, international und sozial verträglich

Es werden mehr Inhalte, das Blogthema betreffend, gefordert. Die Chance nutze ich, um quasi in Echtzeit auf ein neues Spielfeld zu blicken. Ich nenne diese Projekte mal "punktuelle Entwicklungshilfe". Sie sind nicht in erster Linie gemeinnützig und durchaus mit der Absicht geschäftliche Erfolge zu erzielen, ohne dabei allerdings die üblichen Sweatshop-Attitüden zu benutzen. Es wird eine längere Zeit in Anspruch nehmen, bis die ersten Erfolge sichtbar werden, vielleicht weckt ein Livebericht ja Interesse. Mit meinen deutschen Projekten gemeinsam, ist die unkonventionelle Herangehensweise, der eher niedrige Einsatz von Finanzmitteln und der Einbezug anderer Menschen. Vorab eine Bestandsaufnahme, am Beispiel Castara auf Tobago:

Nie zuvor war es mir vergönnt auf ähnlich intensive Art und Weise in fremde Kuturen und Welten einzutauchen, wie auf meiner zehnwöchigen Hochzeitsreise. Auch wenn mir die prekärsten Armutsszenarien der dritten Welt erspart wurden, lassen sich doch auch in der Karibik und in Mittelamerika die Unterschiede zum marktwirtschaftlichen, vermögenden Westen nachvollziehen. Offensichtlich mangelt es an diesen Orten in erster Linie an historisch gewachsener und demokratischer Stabilität sowie einer gerechten Wohlstandsverteilung. Statt intensivierter Bildungspolitik hat sich hier nach der Loslösung von vormaligen Kolonialmächten und ähnlichen Protektoren ein giftiger Nährboden entwickelt. Korruption und Vetternwirtschaft gedeihen ähnlich prächtig, wie Unterbezahlung, Ausbeutung und juristische Willkür.

Trotz dieser widrigen Umstände finden die Fähigsten dennoch Mittel und Wege eigene Märkte zu erschließen, Bildung zu improvisieren und geschäftstüchtig Nischen zu besetzen. Teilweise gerade wegen der misslichen Gesamtsituation. Zweite Chancen sind rar und Nachlässigkeiten werden sofort bestraft. Luxussorgen, wie Gebühren für ein Langzeitstudium, Lehrstellenmangel oder Altersarbeitslosigkeit sind völlig unbekannt (dies ist völlig wertungsfrei zu verstehen).
Ohne große Suche erkennt man diese Menschen sofort und kann mühelos in fruchtbare Konversation eintauchen. Die vielzitierte Order Ché Guevaras "Du hast keine Chance, nutze Sie" findet hier ungewollt und erzwungen ihren ganz eigenen Weg in die Realität. In einer Welt, wo der Schulbesuch bis zum 15.ten Lebensjahr nur selten vollzogen wird - und dann lediglich unter größter Anstrengung was Kosten, Fahrtweg und Verdienstausfall angeht - wird anders agiert. Was in Deutschland nicht einmal als Schattenwirtschaft Berechtigung fände ernährt in zweiter und dritter Welt ganze Großfamilien.
Beispielsweise erledigt der Familienvater mit Teilzeitarbeitsplatz in der Großstadt und zugehörigem Busticket nebenbei Botengänge für den Rest der Dorfgemeinschaft, kauft ein, bringt und holt die Post und transportiert und verkauft Waren Dritter. Oder aber backt die Familie mit dem einzigen zuverlässig funktionierenden Herd sämtliche anderen Teigwaren der Nachbarschaft mit. Der Fischer mit Uralt-Außenborder fungiert als Last-Taxi für die Anwohner und mutige Touristen, handelt logischerweise mit Meerestier, aber repariert auch jeden erdenklichen Motor. Flexibilität und Improvisation ist Alles.
Stundenlöhne oft unter einem Dollar treffen auf behende steigende Lebenserhaltungskosten und zwingen jedermann zum eigenen Nebengewerbe. Dies trägt oft seltsamste Früchte, sorgt nur selten für nachhaltigen Wohlstand und garantiert niemals Platz für große Sprünge. Auf unschuldige Weise funktioniert so ein System dennoch irgendwie, wenngleich eher schlecht als Recht.
Nun preschen gemeinnützige Institutionen aus Wohlstandsländern in diese Universen im Willen Hilfe und Unterstützung zu leisten. Leider sind diese Maßnahmen all zu oft destruktiv oder zum Scheitern verurteilt. Gutgemeinte Armenspeisung wirbelt den lokalen Markt gefährlich durcheinander und sorgt für ein ungesundes Selbstverständnis. Die zuvor vorhandene Autonomie innerhalb eines funktionierenden Leistungssystems wird unterhöhlt und einer fremdbezahlten "Rundumversorgung" geopfert. Zudem durchdringen völlig neue und unsinnige Produkte den Markt. Ein höchst fruchtbares Fleckchen Erde wie Tobago erstickt an importiertem Billigst-Mango-Nektar, während tonnenweise wildgewachsene Mangos am Strassenrand verrotten. Es gibt Tiefkühltruhen voller Nordseekrabben, während der Frischfisch keine Abnehmer mehr findet. Parallel sorgt die ausgebaute aber unbezahlbare Strom- und Frischwasserversorgung für einen Zustrom paradiesverliebter Westler mit großem Taschengeld. Ferienhäuser und -Wohnungen wachsen gen Himmel, auf billigst erstandenem Bauland. Der Vorbesitzer war über den Geldregen natürlich kurzzeitig höchst dankbar. Touristen halten Einzug und mieten sich in idyllischer Athmosphäre ein rundumversorgt von fleißigen und schlecht bezahlten Einheimischen. Das große Geld allerdings versickert in Europa oder den Usa auf Konten der Besitzer und Reiseagenturen, während der Tourist zumindest ein paar Dinge dauerhaft hinterlässt - seinen Dung und Plastikabfälle.

2 Kommentare:

david santos hat gesagt…

Great work!!!
Congratulations!!! Have a nice week.

Cornelius H. hat gesagt…

Hi David,
who are you? I don´t understand a word in your Blog - I can´t believe that you read mine...
Enjoy your week
Cornelius