Freitag, 15. Februar 2008

Meine Bank heißt Kasper

Die Erinnerungen an nächtliche Rendezvous mit dem Automatenvoraum der Sparkasse haben sich tief in mein Hirn eingebrannt. Tagsüber traute ich mich schon längst nicht mehr dort hinein. Zu groß war das Risiko, meinen Berater zu kreuzen. Seine Nummer auf meinem Display jagt mir heute noch Schrecken ein. Auch waren diese Automaten tagsüber viel zu frequentiert - den Augenblick der Schande wollte ich lieber allein mit meinem blechernen Gegenüber zelebrieren. Im Zeitalter modernster Computertechnik begegnet man in Bankvorräumen nostalgischen Prozessoren, die einem das Leben zur Hölle machen. Die Zeitspanne zwischen monetärer Wunschäußerung und dem erlösenden Rattern der Zählmaschine für die Scheine zieht sich elends in die Länge. Zeit genug für den Körper neben schweißnassen Händen und erhöhtem Blutdruck auch Angstzustände und unkontrollierte Aggression zu schüren. Neben dem Erlösungsmoment gibt es zwei Eskalationsstufen. Das rote Kästchen mit der Aussage "Auszahlung zur Zeit nicht möglich" lässt Spielraum für abwegige Gedankensprünge (Vielleicht ist der Automat leer oder die Haspa ist Pleite). Das unangenehmste Szenario ist die verschwundene Karte und die Aufforderung einen Bankschalter aufzusuchen. Befinden sich weitere Besucher im voraum kann man erstere Situation noch überspielen, da man ja womöglich nur online seinen Kontostand prüfen wollte. Die mitleidigen Blicke, wenn die Karte allerdings verschluckt wurde sorgen für Erniedrigung, deren Maximierung sich exakt dann einstellt, wenn man dem Befehl gehorcht und den Kontakt zum Mitarbeiter sucht. Grenzwertige Pädagogik, Vorhaltungen und spürbare Abscheu treffen auf ein gebrochenes Ego und einen leeren Magen.

Zur allgemeinen Belustigung bietet sich hierzu eine Weiterverwertung an. Höhnisches Automatengelächter und das unüberhörbare Geräusch einer geschredderten Karte oder eine Aufforderung zu einer Runde Tetris im Expertenmodus, bei der man einen Almoseneuro gewinnen kann. Die Aufzeichnungen der verschieden Reaktionen werden direkt bei Youtube hochgeladen und im Moment der größten Peinlichkeit und fehlender Souveränität spuckt der Automat einen Konfettiregen aus der pulverisierten Karte aus. Der virale Nebeneffekt wäre die Entledigung unliebsamer Kunden mit Pleitetendenz, zu deren Aufnahme die Landessparkassen gezwungen sind. Eine tägliche Platzierung in der Bild mit dem Pleitegeier des Tages würde diese Wirkung nur verstärken.

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Sehr interessantes Blog und schöne Wortwortbilder. Und das Thema hat auch was ;)
Weiter so, werde jetzt öfter mal reinschauen.

Cornelius H. hat gesagt…

Wortwortbilder...ich freu mich, wenns dir gefällt. Geb mir Mühe das Niveau weiter auszubauen.