Corporate Social Responsibility, kurz CSR drängt sich als neuestes Marketingspielzeug in die Unternehmensöffentlichkeit. Die westliche Gesellschaft, wird quer durch alle Schichten mehr als empfänglich für moralisch-ethisch korrekte Botschaften. Schmierige PR-Finger allerdings verklären so süßlich klebrig, absurdeste Aktivitäten als absolutes Positivum, dass Fremdschämen angebracht ist. Kaum eine Aktion wurde so in die öffentliche Wahrnehmung geprügelt, wie der Krombacherkonsum pro Regenwald. Sinnentleerter Zusammenhang zwischen Großbrauerei und Tropenschutz, trifft auf überproportionales Werbebudget. Eine klassische Werbekampagne in Print, TV, Rundfunk überrollte Deutschland und ironischerweise muss dabei mehr Papier und Energie verbraucht worden sein, als dem Regenwald lieb sein kann. Dazu ein Sympathieträger als kostenspieliger Werbepartner fertig ist ein Heile-Welt-Moral-Kitsch-CSR-Projekt. Ich scheine als Zielgruppe durchgefallen zu sein, mein Bierdurst wird jedenfalls auf andere Brauereien kanalisiert.
Hamburg als meine Heimatstadt hat eine historische Mäzen und Stiftungskultur, wie sie heutzutage wohl die USA zu pflegen wissen. Auch hier, niemals frei von Eigennutz und zwecks Egopolitur installiert. Doch wenn der Effekt stimmt und Profit in soziale, ökologische oder andere positive Bahnen gelenkt wird, fällt eine pauschale Verteuflung schwer. Die Gratwanderung besteht vornehmlich zwischen affektierter Selbstbeweihräucherung und unterpräsentierter Diskretion. Selbstdarstellung will vermieden sein, doch sollte solch Engagement niemals totgeschwiegen werden. Immerhin gilt es die Vorbildfunktion zu unterstreichen und Andere mitzureissen. Erst wenn sich bewusstes Handeln und "gemeinnützige Investitionen" als Selbstverständnis in der Gesellschaft verankert haben, sind die Ziele erreicht. Großzügigkeit darf auf dem Wege auch gern großzügig im Sonnenlicht stehen. Verlogene Marketingaktionen allerdings haben denselben Charme, wie Fahrkartenkontrolleure.
Die Macht jedes Einzelnen, wird leider zu oft unterschätzt. Konsumverhalten allein kann so erruptiv sein, dass die Wirtschaft sich zwangsweise fügen muss und zurückkehrt zu korrekter Wirtschaft. Wer den fischigen Eiergeschmack aus den achtziger Jahren noch erinnert, weiß sehr wohl dass sein Frühstückseiverzicht dazu führte, dass Freilandhaltung und Futtermittelumstellung heutzutage Standard ist. Auch Texaco, Shell, die SPD, Walmart, Vattenfall und die Telekom wissen mittlerweile sehr wohl, dass Märkte nicht nur einseitig funktionieren. Wir sind das Volk und Web sei Dank, verfügt mittlerweile Jedermann über die nötigen Stellhebel, der Gerechtigkeit genüge zu tun. Auch wenn noch einiges an Arbeit zu tun ist...Ich glaube an eine bessere und souveräne Gesellschaft, hier und auf der Welt. Nur werde ich diese Realität in diesem Leben wohl nicht mehr wirklich erleben. Meinen Eimer Beton kippe ich aber gern und beherzt ins Fundament.
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