Mit dem Teufel, der immer auf den größten Haufen scheißt, zitiere ich meine seelige Oma. Wieviel Wahrheit in so wenig Worten steckt bemerkt man schnell, wenn man, gleich mit welchen Mitteln, einen ansehnlichen Haufen fabriziert hat. Gerade die Vorweihnachtszeit und der Postbote mit hochrotem Kopf bezeugen die Richtigkeit des Sprichworts. Von dezentem Erfolg gesegnet und mit unterstellter Wichtigkeit überraschen einen auf einmal unaufgeforderte Paketfluten freundlich gesinnter Geschäftleute. Was bei langfristigen Partnerschaften angemessen sein kann, verwundert bei fremden Absendern um so mehr. Woher weiß ein mir unbekannter Bürodienstleister von meinem Faible für guten Schinken und wieso belastet dieser unsere nicht vorhandene Freundschaft mit einem kiloschweren Parmaschinken am Knochen? Zum Glück liefert ein bisher nie beauftragter Steuerberater, mit californischem Rotwein das passende Getränk. Der fehlenden Weinkenntnis zum Trotz, unterstelle ich einem über fünf Jahre altem Tropfen einen Hauch an Wert. Wieso ich in den Genuss komme, kann ich nur vermuten. Faktisch musste ich im Dezember nur ein minimales Budget für Luxusprodukte, wie Alkoholika, Zigarren, Olivenöl (!), Theaterkarten investieren - die deutsche Post oder ein verbliebener Mitbewerber vertopften mit solchen Dingen paket- und schubweise meinen Flur. Ohne Gegenleistung zu unbezahltem Konsum verdonnert, fand ich hilfreiche Unterstüzung bei Mitarbeitern und Kollegen.
Ich erinnere mich noch an Akquisegespräche in weiter Ferne. Die selbstinvestierte Tankfüllung und geopferte Arbeitszeit wurde häufig fehlinvestiert und optimistisch als Erfahrung verbucht. Mittlerweile bekommt man Vortrags- oder Dozierangebote, samt 1. Klasse Anreise und komfortabler Hotelunterbringung auch für die Begleitung. Selbstredend wird ein spürbares Honorar und kulinarisches Highlight eingebaut. Abgesehen von meinem fehlenden Bedürfnis, vor einer wißbegierigen Menschenmenge Kalauer zu reissen, wirklich nette Angebote. Erstaunlicherweise, gibt es zwischen beiden Welten keine Abstufungen. Sobald allerdings die Verwöhnebene erreicht wurde, gibt es nach oben hin keine Grenzen, wie Monsieur Sarkozy yachtsegelnd bejahen wird.
Geld und Geld beschenkt sich gern. Herunter plätschert nicht viel. Die Sehnsucht nach einem Werbekugelschreiber oder einem bedruckten Taschenkalender, hab ich jedenfalls zu keinem Zeitpunkt verspürt. Dem einen Termin im Jahr, zu dem die ganz Bedürftigen in den Genuss von Geschenken in Form warmer Speisen kommen kann nur heuchlerische Publicity mancher "Gutmenschen" unterstellt werden. Ich könnte aus dem Stand zehn Momente meines Lebens benennen, in denen eine geschenkte Flasche Wein mein Herz berührt hätte. Ausgestattet mit einem freundlichen Weinhändler, der mir immer neue Überraschungen kredenzt, ist allerdings kaum ein Mangel wahrnehmbar. Einige Geschenke mit eher dekorativem oder gar urkomischem Ansatz, wage ich kaum auszupacken. Diese Zuwendungen landen direkt bei der nächstbesten Tombola des benachbarten Kindergartens. So trägt die Allgemeinheit zumindest einen Hauch Nutzen davon. Der steuerliche Aspekt könnte die meisten Sorgen bereiten. Unaufgeforderte Geschenke, mit geschäftlichem Hintergrund, sind ab zu hohem Eigenwert auch eine untergeschobene Kleinkriminalität. Der Aufwand sich hierbei steuerlich korrekt zu verhalten, erscheint mir allerdings zu hoch.
Eines der letzten Weihnachten war meine Aufmerksamkeit für bekannte, idealerweise befreundete Geschäftspartner, ein handgeschriebener Gruß auf einer Postkarte eines befreundeten Künstlers und die Subventionierung eines Auszubildenden in meinem Lieblingscafé. Die eine Hälfte der Vergütung trug ich und lud die Empfänger meines Grußes ein, einen Teil des Restes zu tragen. Das Lokal kämpfte durch massive Mieterhöhung um die Existenz und konnte notwendiges Personal nicht einstellen. Meine einzige Bedingung waren monatlich ein leckeres Menü und ein Azubi, dessen Schulabschluss und sozialer Hintergrund bisher eine Ausbildung verhinderten. Resultat ist ein mittlerweile festangestellter Restaurantfachmann, ein verwöhnter Gaumen meinerseits und das Café lebt immer noch und steht wohl auch stabil da. Legal? Mein Verdienst? Sicher nicht, aber lecker.
Dienstag, 22. Januar 2008
Die Geschenke, der Wahn und Vetternwirtschaft
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