Mittwoch, 1. April 2009

Cargolifter - Reinkarnation in der Krise

Trotz des scherzbehafteten Datums streue ich heute ungefragt mein Gedankengut zu Cargolifter und das im Feindesland für Technik und progressive Entwicklung

Vorab erwähnt sei mein bescheidenes Alter von 31 Jahren. So kam ich nicht in die Verlegenheit beim letztmaligen Crash großes Geld an der Börse zu versenken. Trotzdem bin ich gefesselt von der damaligen Zeit, bedeutete sie doch zunächst einen unerwarteten Sinneswandel in Deutschland:
Platz für neue Ideen und Investitionen fernab von Sparbriefsicherheiten. Das Scheitern Cargolifters ist hierbei mehr als nur eine Fussnote. Nach der Lektüre diversen Materials über die CL-Geschichte, drängt sich der Eindruck auf, dass hier ein Bauernopfer fiel und zu Unrecht eine große Idee begraben wurde. Doch ganz offensichtlich hält sich wacker eine Unterstützergemeinde und man hofft sehr auf deren Erfolg.


Nun schreiben wir das Jahr 2009, die jüngste Blase platzte noch viel fulminanter und aktuell überschlägt sich die Politik und die Stimmung der Gesellschaft mit finanzintensiven Lösungsvorschlägen. Gigantische Summen werden verschoben, um selbstverschuldetes und übermütiges Scheitern zu verzögern und mit viel Gebet sogar zu verhindern. Der Finanzmarkt kolabiert, Schlüsselindustrien marodieren und der Rest des Marktes geht taumelnd in die Knie. Die Lösungen allerdings sind kurzsichtig darauf ausgelegt komatösen Patienten zumindest einen Herzschlag zu ermöglichen und dabei haufenweise Geld zu verbrennen. Weitsicht und Unterstützung von innovativen Geschäftsmodellen bleiben aus. Und Cargolifter bleibt weiterhin diskret im Schatten und erträgt demütig sein schweres Schicksal. Muss das sein? Wann wenn nicht jetzt, wäre der ideale Moment für hektisches Gedränge in den Vordergrund?

Skuriles Gedankenkonstrukt:
Schaeffler und ihr teuer erstandener Klotz am Bein namens Continental konkuriert mit Opel um die größte Aufmerksamkeit für ihre Sorgenfalten. Beide stürmen Kopf an Kopf auf den Abgrund zu und schreien nach dem staatlichen Rettungsschirm. Kompromissbereitschaft und Zukunftspläne bleiben Fehlanzeige, ebenso die Überlegung für ein zusätzliches Standbein und Erfindungsreichtum, um nach dem Rettungsversuch aus eigener Kraft und neu aufgestellt am Markt zu bestehen. Die Rettung, so sie denn käme geht in die Milliarden und subventioniert lediglich ein System, welches einzig und allein den Beweis erbringt erfolgreich und prominent scheitern zu können.

Ungeschätzte Milliarden werden bewegt, man zähle die Nullen, deren Zahl bald die der deutschen Minister überschreitet. Und Cargolifter klebt am Boden, statt zu schweben, dabei schlummert in den CL-Schubladen geistiges Eigentum von Wert und Weitsicht. Die Welt lechzt nach Energieeinsparung und Logistikwundern, während Deutschland sich weigert rechte Verantwortung zu übernehmen. Doch Dornröschen verdient einen Weck-Kuss. Cargolifter verdient, die Umsetzung seiner Ideen und der Osten der Republik eine positive Nachricht. Doch wird für eine AG i.I., mit Subventionsgeschichte und wenig medialem Sexappael kaum in Frage kommen für egal welches Konjunkturpaket. Schon gar nicht, wenn das Ableben in "ferner" Vergangenheit liegt - zumindest niemals direkt.

Deutschland will sich als Wissensgesellschaft etablieren, Deutschland braucht Impulse, Deutschland wählt im September, Deutschland giert nach Imagetransfer und optimistischen Akzenten. Vor allem aber zeigt sich Deutschland aktuell höchst spendabel.

Und jetzt wird es pervers:
Warum soll man Namen wie Opel, Schaeffler, Continental, Solarworld, Continental, HRE und Staatshilfe nicht in einen Satz packen. Warum nicht überlegen, ob eine gemeinsame ausgegründete Gesellschaft möglich wäre, in die die eben genannten ihr relevantes Wissen einbringen, sich gegenseitig beteiligen, ein gemeinsames Ziel verfolgen, sich unterstützen, ihr Portfolio spürbar und innovativ erweitern, mit ihren Mutterfirmen durch direkte Kontrakte direkt profitieren. Für den nötigen Druck und Zugzwang sorgt der Mann am langen Hebel, der Mann mit dem Geld, Vater Staat, mittlerweile in Besitz einer hoch subventionierten Bank. Einer Bank, die kaum ausschlagen kann der Gesellschaft und ihren Arbeitsplätzen etwas zurückzugeben.
Es bewegt sich viel im Jahr 2009, warum nicht auch zum Guten. Alle am Boden, das schweißt zusammen und zusammen kommt man auch wieder hoch. Hoch wie mit den möglichen Produkten aus der Cargolifter-Werft!!!

Klingt krank und unmöglich?
Klar, eaxakt so wie im Jahr 2007 die direkte Beteiligung von Staaten an ihren gefallenen Finanzmärkten. Genau wie Zwangsbesteuerung von Managerboni. Auch weltweite Billionen-Subvention und Insolvenz ganzer westlicher Staaten wollte niemand erahnen.

Klingt krank genug, um medial schmackhaft zu sein, um offene Ohren in der Gesellschaft zu finden, klingt nach positiver Offensive...
Wer traut sich, obwohl alleine Scheitern so viel einfacher ist?

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