Freitag, 10. April 2009

Klaus Störtebecker von Somalia

Piraterie und Kaperfahrten gehören zur Schiffahrt, wie Seegang und Salzwasser. Ähnlich der Prostitution handelt es sich um ein florierend praktiziertes Gewerbe, welches größtenteils illegal betrieben wird. In nordeuropäischen aber auch amerikanischen Gewässern gab es allerdings auch immer wieder staatliche Legitimationen in Form von Kaperbriefen. Hierdurch wurde die Kriegsführung um eine weitere maritime Facette bereichert. Am Rande erwähnt enthielten sich die USA bis heute der Deklaration von Paris, welche schon 1856 die Kaperei ächtete.

113 Jahre später rückt die Piraterie aktuell wieder ins Interesse der Weltöffentlichkeit. Insbesondere vor der Küste Somalias ist durch Enterei und Schiffsentführung, Erpressung und Diebstahl ein ertragreiches Geschäftsmodell entstanden. Die wichtige Handelsroute passiert etliche Krisen- und Armutsregionen. Die ehemals fischreiche Küste Somalias hat über Jahrhunderte vom Fischfang gelebt. Westliche Flotten haben den Fischbestand industriell abgefangen und die Fischer mit ihren Nussschalen um ihre Existenz gebracht.

Fortan konnten sie an der Küste sitzen und bewundern wie Reichtümer aus Asien und dem Orient gen Westen transportiert werden. Somalia ist seit langem ein leidendes Land voller Elend, Gewalt, Hunger und Kriminalität. Politische Instabilität und eine Kette von kriegerischen Auseinandersetzungen nimmt die Bevölkerung in Geiselhaft. Der ideale Nährboden für das nun zu bemerkende Resultat - kommerzielle Piraterie im großen Stil und mit Waffengewalt.

Nach zahlreichen Vorfällen versucht nun eine Allianz der geschädigten Nationen der Lage Herr zu werden. Mit militärischem Aufwand und üppigem Kostenaufwand wird nun an fremder Küste patroulliert und notfalls mit Gewalt interveniert. Ursachenforschung bleibt zweitrangig, die Politik setzt auf eskalative Kontrolle. Das kann und wird nicht lange gut gehen und in Kürze zu ersten Opfern führen, während nebenbei Milliarden in kosmetische Schutzmaßnahmen gepumpt werden.

Ironie der Geschichte ist offensichtlich: Ausgeflaggte Schiffe von Reedereien, die in ihrer Heimat massiv Steuerminimierung betreiben und ihre Crew größtenteils in der dritten Welt rekrutieren, fordern Schutz und Hilfe ihrer Nationen. Im Schadensfall wird aber umso schneller die erpresste Summe gezahlt, damit die Piraten auch künftig auf Augenhöhe mit den Militärs "kommunizieren" können.
All die Milliarden könnten soviel intelligenter verwandt werden, den Anrainerstaaten und vor allem ihrer Bevölkerung Perspektiven bieten, welche Piraterie obsolet macht. Aktuell allerdings genießen die Kaperfahrer daheim ähnliches Ansehen, wie dereinst Klaus Störtebecker. Wer Wohlstand ermöglicht oder zumindest den Hunger beseitigt, kann seine Sympathiewerte nur ausbauen.

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