Die Pro7-Sat1-Media AG, gönnt sich mit 1,07 Euro einen Aktienkurs auf tiefstem Niveau. Auf selbigem inszeniert sich Pro7 auch am Freitag abend, dem 13.März 2009. Michael Marx, der Anchorman der Pro sieben "Nachrichten" präsentiert in seiner gefakten Newstime Sondersendung einen Werbeclip für die bald anlaufende Mysteryserie Fringe.
Effekthascherischer Inhalt:
Ein schnell alterndes und wachsendes Kind, muss per Notoperation aus dem Leib seiner Mutter gebracht werden. Zum Abschluss liegt der leblose erwachsenengroße Körper des Neugeborenen auf dem Boden. Nun soll eine Spezialeinheit eingerichtet werden...blabla >>> siehe Video
Jetzt hype ich mit diesem Post ungewollt zwar noch den Medienrummel zum Sendestart. Ein Blick in die Blogosphäre zeigt aber offensichtlich, dass dieser als Werbung nicht zu erkennende Beitrag tendenziell Bad Press liefert, Pro7 wird sich dennoch die Hände reiben.
Immerhin ist selbst im Senderforum eine Kontroverse losgebrochen. Bei Yahoo und Lycos gipfelt die Frage nach der Echtheit des Beitrags in Empörung. Die Faz zeigt den Film und kritisiert die Vorgehensweise ebenso wie die Kommentatoren. In Blogs werden Petitionen gefordert und die Werbeblogkade schimpft zu Recht. Bleibt abzuwarten, wie der Presserat reagiert - eine Rüge wäre mehr als angebracht, der Pressekodex wurde zumindest überreizt. Die Hoffnung auf miese Einschaltquoten wird sich wohl nicht erfüllen - dafür wird J.J. Abrams seit Lost viel zu sehr gehypt.
Nicht, dass dieser Privatsender für hochwertige Nachrichtenformate bekannt wäre, dieser Fehltritt überschreitet allerdings jede noch so großzügige Grenze des guten Geschmacks und hebelt jegliche Restseriösität aus. Michael Marx, als Nachrichtensprecher, hat wider besseren Wissens seinen Ruf ramponiert. Und das alles für den krampfhaften Versuch den überzeugendsten Beitrag zum viralen und Guerillamarketing zu liefern.
Ich lebe höchst fernseharm und habe für die roten Zahlen im Privatfernsehen wenig Mitgefühl. Beiträge wie der beschriebene sind in jedem Fall immer wieder gute Argumentation für öffentlich rechtlichen Rundfunk.
Abonnieren
Kommentare zum Post (Atom)
9 Kommentare:
Ein weiterer Schlag ins zur Zeit (Stichwort Winnenden) ohnehin schon arg lädierte Gesicht deutscher Nachrichten-Berichterstattung, von der Standesethik mal ganz zu schweigen – aber die liegt bei Pro7 wohl in der gleichen unteren Schublade wie die zusammengestoppelten Scripts für Galileo Mistery…
Das in dieser Breaking News-Ausgabe angesprochene Geschehen spielt sich übrigens in der 2. Folge der 1. Staffel von "Fringe" ab, und sogar die Fringe-Fans reagieren in den Kommentaren mit Empörung!
Wie war das noch mal?
"We love to infotain you" ...
Sehr gut, dass es auch andere so sehen wie ich. Dachte schon ich bin auf einmal empfindlich geworden. So etwas kann ich eigentlich nicht von mir behaupten. Und ich bin normalerweise auch alles andere als die Person die Dinge sofort verteufelt. Grad was Medien angeht. Aber das war einfach daneben.
@Don:
Prekariatsfernsehen hat ja eine noch größere Verantwortung für sein Publikum. Gerade unter den Menschen die sich ihre Information durch Newstime holen, dürften etliche sein, denen es schwerfällt solch Fakewerbung als solche zu entlarven.
Wollte in deinem Blog kommentieren, aber die vielen Videos haben mein Firefox in die Knie gezwungen ;)
@Werbeblogkade:
Eben, ich denke auch, dass ordentlich Krawall und wilde Aktionen erlaubt sein dürfen...Bis zu einer Grenze. Der fusslahme Gigant Pro7 ist aber einfach durch die Wand gelaufen.
@Cornelius H.:
Von "Prekariatsfernsehen" zu reden finde ich auch ein bisschen heftig - zumal die aktuelle Verwendung des Begriffs "Prekariat" im sozialen Kontext einen sehr pejorativen Beigeschmack hinterlässt.
Ich bin ganz ehrlich - ich lasse mich ganz gerne mal von solchen Programmen berieseln, ohne sie allerdings allzu ernst zu nehmen. Aber was Pro7 da in den USA abgekupfert hat, gehört einfach nicht in unsere Medienlandschaft (von "Medienkultur" kann man sowieso schon nicht mehr reden).
Was die derzeitige Video-Lastigkeit meines Blogs betrifft, hast du übrigens Recht - da sind zuletzt mal wieder die Fußballwogen über mir zusammengeschlagen. Werde mich bessern... ;-)
@Don:
Mit diesem Begriff zitiere ich Harald Schmidt. Klar ist das zynisch und nicht politisch korrekt. War aber auch augenzwinkernd gemeint.
Es ging mir darum, dass nicht jeder Fernsehzuschauer in der Lage ist sofort zu durchschauen, dass es sich um Werbung handelt. Ich denke da auch gerade an ältere Mitbürger, weniger gebildete oder oder.
Zum Fussball: Kein Manko...zuviele Videos aber schon ;)
Lächerliche Irreführung für alle die nicht einfach mal googln können "
Wer glaubt hier noch an den Osterhasen ? Eine Absulute Frechheit wie weit dürfen die nochgehen ?
http://www.tipblog.de/pro7-nachrichten-dreck-laecherlich/
@Thom:
Tja leider rechnet sich die Chose für Pro7 so oder so. Krawall und Skandal werden die vorab einkalkuliert haben.
Fringe wird in good old Germany floppen. Genauso wie Terminator SCC: Serials haben es sowieso beim Tatort-Völkchen schwer. Und dann gehen die Zuschauer mit dem Akte-X Gedanken an die Sache ran. Und das ist Fringe überhaupt nicht.
Ich denke, dass das auch Pro7 weiß. Dass geniale Serien im TV floppen und man egal wie dafür werben müsse um anfangs soviele Zuschauer wie möglich zu schnappen.
Die Idee als News getarnte Werbungen zu schalten, ist ja nicht neu (Independence Day). Das allerdings nicht zu kennzeichnen... da kann man dann mal drüber reden ;) Und schon alleine um mich abzuheben, behaupte ich jetzt mal rotzfrech: Genialer Zug, Pro7. Fringe ist in aller Munde.
@Floyboy:
Drüber reden und es gucken ist zum Glück nicht dasselbe. Nicht umsonst krebst Pro7 mit nem Marktanteil weit unter 10% herum - trotz einiger guter Serien.
Ich schau mir die Geschichten aber lieber im Original und werbefrei an. So ein Mysterie-Quatsch hat mich noch nie gefesselt...Akte X, Lost und der ganze Kram juckt mich nicht.
Kommentar veröffentlichen