Dienstag, 16. Dezember 2008

Bernard L. Madoff - einmal Star und zurück

Madoff, der Flavio Briatore unter den Finanzjongleuren, hat als Rettungsschwimmer in den 50ern sicher eine gute Figur gemacht. Ich reduziere seinen Lebensweg auf wesentliche Zahlen: 5.000 / 50 Mrd / 250 Mio. Die kleinste Zahl wurde ehrlich verdient und zur Gründung einer Investfirma verwandt. Erfolgreich wie es schien, immerhin bewarf ihn Prominenz und Bankenintelligenz mit einer Summe die dem 1.000.000fachen entspricht. Mit etwas Mühe, Geschick und Schneebällen schrumpfte Bernie diese Summe auf ein halbes Prozent. Dies entspricht einer gigantischen Rendite von 99,5%. Zwar nicht per anno, aber dafür im negativen Sinne. Ähnliche Wertveränderung lässt sich als Ottonormalbürger nur mit lebensgefährlichen Mitteln realisieren z.B. mit einem ungebremsten Frontalcrash bei Tempo 200 in einem nagelneuen Vehikel.

Bernard Lawrence Madoff ist mit seinen 70 Jahren nicht der einzig glücklose Finanzguru, mit Sicherheit aber der effektivste. Sein Hochofen zur Geldverbrennung, die nach ihm benannte Bernard L. Madoff Investment Securities LLC, hat großes Fassungsvermögen und einen quasi rückstandsfreien Ausstoß. Sein Firmenname zeigt schon auf ersten Blick, dass Sicherheit nicht das Wichtigste ist, "Securities" werden erst am Schluss genannt.

Doch Madoffs Schicksal, muss einen nicht sonderlich interessieren - was sind heutzutage schon 50 Mrd., die stemmt selbst Steinbrück mit der Kaffeekasse - schockierend ist die lange spektakuläre Opferliste. Wobei Opfer nicht die glücklichste Vokabel sein kann. Opfer des Selbstbetrugs wider besseren Wissens. Unreflektierte Gier machte die Verlustfahrer, auf dem Papier zunächst immer reicher. Und nun Schockschwerenot...die riesigen Renditen waren fingiert, ein Schneeballsystem sogar. Dabei hatten sich doch extra zwei (!!!) betagte Herren und eine Sekretärin der Buchhaltung angenommen.

Es ist müßig die Geschichte vom Fischer un sien Fru hier anzubringen, auch da nicht alle Rollen genau zu verteilen sind. Wie aber Menschen mit soviel Geld und zu unterstellendem Finanzgeschick auf soviel infame Blenderei hereinfallen, bleibt als ungelöstes Rätsel. Der Mensch will glauben, was man ihm erzählt und wenn einem am Bahnhof in schlechtem Deutsch eine "Eurodruckmaschine zum Geldscheinentfärben" angeboten wird, dann wird sie auch gekauft.

Wer nun nicht genau weiß, wie er seine letzten Geldvorräte entsorgen kann. Madoffs Erbe, der Nasdaq, steht noch frei zur Verfügung. Mit Chance und den richtigen Fehlgriffen lässt sich auch dort noch ausreichend Minusgeschäft zelebrieren. Wobei -99,5% eine historische Bestmarke sind. Aus meiner Sicht unerreichbar.

Keine Kommentare: