Jammern, das Suhlen im Selbstmitleid unter Einbezug der größtmöglichen Menge an Adressaten, ist und bleibt eine deutsche Urtugend. Besonders gern wird diese Aktivität auf besonders hohem Niveau zelebriert, so auch akut, die ineinandergreifenden Krisen betreffend. Vielleicht ist es diese Charaktereigenschaft welche uns zum Krisenmeister macht. Im Laufe seiner kurzen demokratischen Geschichte konnte Deutschland schon diverse Tiefschläge kompensieren und auch gigantische Krisen meistern. Selbst historisch bedungene Kosten, wie die Wiedervereinigung, haben zwar einiges an Enthaltsamkeit gefordert, wurden aber nachhaltig gestemmt. Vom Wiederaufbau und Reparationskosten (mit Hilfe alliierter Mächte), über ehemals großzügige Asylpolitik, diverse Naturkatastrophen bis hin zu Entwicklungshilfe und Wiedervereinigung gab es kein Jahrzent, in dem nicht mehrere unlösbare Aufgaben zu bewältigen waren. Und jetzt soll ausgerechnet die Bankenkrise uns das Genick brechen?
Die deutsche Gesellschaft, welche ich an dieser Stelle keineswegs glorifizieren will, hat gerade in Krisenjahren gezeigt wozu sie in der Lage ist. Nicht umsonst stehen wir trotz aller politischen Irrwege, dennoch in allen relevanten Belangen im guten Mittelfeld oder belegen sogar Spitzenpositionen. Anders als Italien, England oder die großen Helden USA sind unsere Probleme überschaubar, lösbar und vor allem vereinbar mit einem Hauch Sozialstaat. Oblgeich diverse Verbesserungsmöglichkeiten bestehen und einiges schiefläuft, funktioniert doch eine Menge mehr recht als schlecht. Wenn man die beschaulichen Bodenschätze und Ressourcen berücksichtigt und unsere bescheidenen Möglichkeiten in der Landwirtschaft einbezieht, muss man sagen, dass das Potential gut ausgeschöpft wird. Selbst die Schattenseiten der Globalisierung bringen mitsamt ihren Risiken und Gefahren doch auch jede Menge Chancen mit sich. Ich sehe nicht schwarz höchsten hellgrau und ich bin motiviert meinen Teil zum Vortrieb weiter zu leisten.
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