Mit aller Mühe zögerte Oliver "King Kalauer" Pocher seine spätpubertäre Phase bis weit über seinen 30.ten Geburtstag hinaus. Man hoffte, spätestens öffentlich-rechtlich könnte der Flaum dem Pieksen eines Dreitagebarts weichen. Aber der lebendige Beweis für die bremsende Wirkung der Zeugen Jehovas, widersetzte sich pointenarm jeglicher Entwicklung. Der Sekte früh entkommen, verschrieb sich Klein-Oli schnell dem Fäkalhumor, wie man ihn sonst nur von wackeligen Amateurvideos kennt. Gnädig schreibe ich diese provokante Krawallkomik, mal einem späten Protest gegen Spießigkeit im Eltern- und Gotteshaus. Nur mit größtem Aufwand entledigt man sich der Chance, den Sendeplatz mit Harald Schmidt teilen zu dürfen. Das Gör, arm an Teint, blieb allerdings erwartungsgemäß blass.
Mit zunehmender Laufzeit, von Schmidt immer mehr kaltgestellt, schien Pochers einzige Berechtigung in verstolperten Parodien zu liegen. Konnte man beim ersten Podolski-Imitat noch sanft schmunzeln, war man nach der hundersten Fussballerverarsche doch irgendwie übersättigt. Offensichtlich ging es auch seinem Gönner ähnlich, ein herzhaftes Lachen musste sich Harald Schmidt nur selten verkneifen.
Es war als Experiment gestartet, nicht zuletzt aus Angst der ARD, den Anschluss zur umworbenen Jugend zu verlieren. Der Versuchsaufbau, glich in seiner Konstellation allerdings allzu laienhaft. Wer käme auf die Idee Uli Wickert eine Arabella Kiesbauer zur Seite zu setzen?
Ich war früher ein großer Fan Harald Schmidts, mit ausrangiertem Fernsehgerät allerdings, wich er etwas aus meinem Focus. Dennoch konnte ich ihm immer wiederkehrende Formschwächen verzeihen, wohlwissend um seine Arroganz für den gesamten Medienbetrieb. Nur er konnte sich herrlich anarchisch über sämtliche TV-Muster hinwegsetzen und das sogar von Anfang an. Seine Sidekicks und professionellen Opfer Herbert Feuerstein und Manuel Andrack konnten ihn und seinen Humor perfekt in Szene setzen. Trotz aller Hoffnung versagte Oliver Pocher dabei auf ganzer Linier. Unvergessen, die sicherlich inszenierte Kritik, am Ende des Lady Bitch Ray Auftritts, der dennoch ein Fünkchen Ernsthaftigkeit mitschwang. Ich prognostiziere Herrn Pocher eine wachsende Reife und sicher auch eine große Zukunft im TV. Für die ARD und Late Night, an der Seite des Grandsigneur Schmidt war es einfach zu früh.
Es sei zu hoffen, dass Harald Schmidt eine Stunde nach hinten geschoben wird und zwei drei Sendetage mehr bekommt. Es wäre mir eine Freude ihn wieder in ungebremster Höchstform, fernab vom Quotendruck zu erleben. DANN ist er eine wirkliche Bereicherung - gerade für die ARD und gerade für deren jugendliche Zielgruppe bis 35. Ich bin gespannt.
Montag, 29. Dezember 2008
Harald Schmidt entledigt sich pubertärer Akne - Oli Pocher wird rasiert
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