Dienstag, 2. Dezember 2008

Stolz auf mein Vaterland - in Deutschland spricht man deutsch

Lang genug haben uns anatolische Minderheiten auf der Nase herumgetanzt. Muslime führen sich hierzulande ja schon auf, als gälte die Scharia. Deutschland hat sich lang genug versteckt. In einigen Ecken Deutschlands denkt man ja man sei in Kasachstan oder Istanbul....

Nicht erschrecken, ich zitiere höchst unvollständig aus Beiträgen im Spiegel-Online-Forum zum Vorstoß seitens der CDU, ein Bekenntnis zur deutschen Sprache im Grundgesetz zu verankern. Ich schreibe dem Spiegel eine mehrheitlich aufgeklärte Leserschaft zu und weiß um den liberalen Geist der in der deutschen Gesellschaft manifstiert ist. Dennoch erschrickt mich die Vehemenz, mit der seit ca. 2005 für ein neues deutsches Nationalbewusstsein geradegestanden wird.

Offensichtlich umtreibt eine unerklärliche Angst einen Großteil der Gesellschaft. Angst vor Fremde, vor kultureller Entwurzelung, vor Gewalt und Kriminalität. Da passt ein schwarzhaariger Sündenbock, der Anatole, nur zu gut ins Konzept. Unbestritten gibt es in Deutschland gewaltige und stetig wachsende Probleme mit Kulturunterschieden. Diese werden durch den Zuzug weiterer "Nichtdeutscher" nicht weniger. Durch unsere geografische Lage im Herzen Europas und unsere Teilnahme an der Globalisierung lässt sich die Zeit allerdings nicht zurückdrehen. Wir sind ein Viel-Kulturen-Land, mit Platz für Minderheiten und allen zugehörigen Problemen - auch mit den brisanten, heftigen und gewalttätigen Problemen. Die Ängste sind berechtigt, lassen sich aber durch keinen einzigen Durchsetzungsversuch einer deutschen Leitkultur beheben. Eingliederung und friedliches Miteinander funktioniert nur durch Chancen und Perspektive, durch Freiwilligkeit und Fortschritt.

Eine Veränderung des Grundgesetzes brächte keine Umkehr der Verhältnisse mit sich, wohl aber Kosten und unnötigen Streit. Massnahmen zu Sprachförderung in Problembezirken auch unter Einbezug der Frauen kostet auch, bringt aber spürbare Veränderung und weniger Abgrenzung. Wer sich der deutschen Kultur verweigert, die Sprache boykottiert, Gesetze missachtet, wird nicht auf einmal durch eine Grundgesetzänderung anfangen deutsch zu sprechen. Die Forenbeiträge zeigen allerdings mit absoluter Deutlichkeit, dass alle Beteiligten einen Berg Hausaufgaben vor sich haben, bis unsere heterogene Gesellschaft ohne Aus- und Abgrenzung funktioniert.

Keine Frage, ich liebe die deutsche Sprache, bin Verächter von aufgesetztem Anglizismus um Wichtigkeit vorzutäuschen. Ich liebe es die Möglichkeiten meiner Muttersprache auszuschöpfen, deren Grenzen auszuloten und mit ihr zu spielen. Ich erfreue mich an dem Ist-Zustand von Deutsch als Kommunikationsinstrument und weiß über die vielen Wandel, die diese Sprache vollzogen hat. Von Lautverschiebung und Dialektik, hin zu Adoption vieler Fremdworte bis zur Derbheit von Slang, Jugendsprache und Vermengung all dieser Optionen.

Wie deutsch ist deutsch erfragt sich am Besten unter Reisenden, die Schuldeutsch mitbringen und sich in Sachsen, Bayern oder Friesland verständigen wollen. Es gibt nicht ein, sondern viele deutsch. Regionale und Altersunterschiede und immer auch als Instrument via Sprachcode Gruppenzugehörigkeit zu formulieren. Nicht umsonst hat sich in verschiedensten "Problembezirken" die Kanaksprak oder sonstiger Kauderwelsch entwickelt. Die deutsche Sprache lebt und bleibt so auch immer Zeitzeuge der nationalen Historie. Die aktuelle Unzufriedenheit "Überfremdeter" ist zugleich die Ignoranz über das Zustandekommen der jetzt so schützenswerten Sprache. Jüdische, französische, griechische, technische, lateinische, Englische Worte durchtränken unseren Duden völlig zu Recht.

Deutschland lässt sich schwer definieren, türkische Wurzeln sind in jedem Fall mittlerweile auch ein Teil unserer knorrigen teutonischen Eiche - Unumkehrbar. Ich persönlich fühle mich auf St.Pauli heimischer, als in Garmisch-Patenkirchen oder Cottbus. Aber das alles ist Deutschland ein buntes liebenswertes Land. Unsere größte Aufgabe ist es problematischen Minderheiten diesen Wert zu vermitteln - durch Chancen und legitimierte Anwendung deutscher Gesetze. Für ein großes Wir-Gefühl braucht es aber keine Quotenregelung im Radio oder Grundgesetzänderung. Dadurch entsteht ein völlig falscher Eindruck, nämlich der von Schwäche und fehlendem Selbstverständnis bzw. Souveränität.

Die Welt liebt Deutschland, zu Recht. Wir sind ein progressives weltoffenes Land, friedfertig und konsensfähig und zugleich mächtig und relevant. Die geschmähten und unbestritten existenten Ignoranten auch hier in der Bundesrepublik stellen, wider ihre Medienpräsenz nur eine Minderheit der Minderheit. Auch übermorgen gibt es beim Bäcker Brötchen, Semmeln, Rundstücke, Schrippen und vielleicht auch (sehr minderwertiges) Fladenbrot. Wer 2006 zur WM aufgepasst hat, dem werden fanatisch jubelnde "Türken"-Massen in Schwarzrotgold gewandt nicht entgangen sein. Die haben ihre aktuelle Heimat zahlreich angefeuert - unsere Nationalmannschaft mit deutschen Spielern, wie Nowotny, Neuville, Asamoah, Borowski, Podolski, Odonkor und einigen "urdeutschen" Namen. Deutschland lebt und verändert sich, wie in allen Jahrhunderten zuvor.
Und das ist gut so!!!

1 Kommentar:

Hannes hat gesagt…

Schön, dass es Menschen mit einer modernen Einstellung in diesem Land gibt.