Samstag, 10. Januar 2009

Adolf Merckle, armer reicher Patriarch

Die Ergebnisse der DNA-Probe belegen nun eindeutig den Freitod Adolf Merckles. Der angeblich fünftreichste Deutsche ist nunmehr der fünftreichste zu Beerdigende. Binsenweisheiten vom Geld, welches nicht glücklich macht sehen sich bestätigt. Doch wie konnte es soweit kommen.

Die Medien überwerfen sich mit Portraits und Analysen, mit Zeitzeugenaussagen und umfangreichen Sonderartikeln zur Person Merckles. Privat wie auch unternehmerisch wird ein Mensch seziert und in seine Attribute zerlegt, während parallel sein Firmenimperium filetiert wird. Es verlässt ein fleißiger Mann die Bühne, dem sein Unternehmenserfolg über alles ging. So sehr, dass nicht allein die jeweiligen Kerngeschäftsfelder für Umsätze sorgten sondern Tricksereien im Steuerrecht, forcierte Expansion, sowieengagierte Monopolstellung. Mitarbeiter, Freunde und Bekannte und etliche weniger Nahestehende zeichnen das Bild eines bodenständigen, tüchtigen und freundlichen Mannes. In jedem Fall ist Adolf Merckle zuallererst ein selbstbewusster Patriarch gewesen. Diese Rolle gebiert die größten Narzisten, Menschen die eitel auf Selbstreflexion und Hilfe verzichten - der Erfolg gibt ihnen recht. Sicher war er kein Selbstdarsteller und Zug zur Öffentlichkeit unsichtbar. Dennoch maß er sich am Geschäftserfolg und wusste um seine Qualitäten.

Wenngleich er nicht als Tellerwäscher startete, so gleicht seine Karriere doch sehr dem amerikanischen Traum. Sein Lebenswerk konnte sich sehen lassen, die Leiter war erklommen. Die Entwicklungen in der letzten Zeit müssen ihm wie eine Beleidigung und Sabotage vorgekommen sein, nachdem er so Vieles für sein Land und die Menschen geleistet hat, auch über unternehmerische Pflichten hinaus. Die selbstgemischte Egopolitur ermattete und das Imperium bröckelte. Es spricht Bände, dass sein Pflichtbewusstsein bis zum Freitod unumstößlich blieb. Auch die Wahl der Selbstmordart fand Begründung in kalkulierbarem "Erfolg" und Außenwirkung. Trotzig und schicksalsergeben fern von Schuldeingeständnis also seine Verabschiedung vom Leben. In seiner Position wäre alles andere als dieser Schritt, eine Schmach und Rufschädigung gewesen.

Hier werden Bilder wach von ehemals eingeimpften deutschen Tugenden, Männlichkeitsbildern und Versagensverbot. Schade, denn solch ein Abgang wäre vermeidbar gewesen und sei keinem noch so großen Unternehmer zu gönnen. Rehabilitation und Kurskorrektur waren so unabwegig nicht, nur eben mit Rückschritten und Gesichtverlust verbunden.

Ein milliardenschwerer Mann, getrieben vom eigenen Erfolgsdruck - ich bezweifle dass er sein Leben wirklich genießen konnte. Zumindest über die Befriedigung eines Workaholics hinaus, muss die stete Last auf den Schultern unermeßlich schwer gewogen haben. Ich bezweifle, dass Merckle auch vor der Krise entspannt und lächelnd einschlafen konnte, dass er neben Gottesfürchtigkeit wirklich den Blick frei hatte für wahre Freude und Selbsterkenntnis. Ein Mann mit allen Möglichkeiten, zumindest aus finanzieller Sicht, stand sich bis zuletzt und dann dem Zug im Wege.

Auch als Atheist wünsche ich: Möge er in Frieden ruhen. Ein weiterer Wunsch gilt den Getriebenen, Gehtzten, zum Erfolg verdammten: Diese Tage und Wochen mögen ihnen die Augen geöffnet haben...hinter der Gier und dem Ehrgeiz gibt es auch noch wahrhaft wunderbare Dinge zu erleben - immer aufs Karma achten und mal wirklich egoistisch sein - nämlich seinem Herz folgen.

4 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

OMG was eine Verherrlichung eines sich beim Pokern verzockenden Kapitalisten. Ich fasse es nicht. Offenbar konnte er eben nicht verlieren. Und war psychisch krank, sonst hätte er keinen Freitod gewählt. Also falsche Werte und offenbar keine Würdigung des Wunders des Lebens. Für kapitalistische "Irre" habe ich kein Verständnis! Dennoch, möge er in Frieden Ruhen, denn mindestens DAS hat jeder von uns verdient anstelle von nachträglicher Glorifizierung und umgeschriebener Geschichte!

Cornelius H. hat gesagt…

Hallo Anonymer (im Übrigen nur dezent höflich, namenlos zu kommentieren),

Verherrlichung? Hast du diesen Text und die vorigen Posts diesbezüglich gelesen? Bist du in der Lage, die Wortfetzen zu einem Gesamtbild zu erfassen? Allein in diesem Text schreibe ich dem "Kapitalisten" Narzismus, Egozentrik, Eitelkeit, Schwäche, veraltete Rollenbilder, Feigheit etc. vor.
Nachdem ich jedoch vor seinem Selbstmord und zum Selbstmord härtere Worte wählte, wollte ich zumindest abschließend zum Thema Merckle, einmal Worte des Mitgefühls schreiben - ohne dabei die Auswüchse des Kapitalismus in den Himmel zu loben.
Andererseits ist trifft deine Kritik an Merckle, gepaart mit den Vorwürfen die falsche Person. Es gibt sicher bösere, heimtückischere, gierigere Menschen als ihn. UND zu einem Großteil hat er mit selbst erarbeitetem Geld gespielt...im Gegensatz zu den Madoffs und Lehmanns dieser Welt.

PS.: Wähle doch wenigstens ein Pseudonym, damit man dir direkt antworten kann...

Anonym hat gesagt…

Wähle doch mal eine ordentliche Blogsoftware - dann geht das auch mit dem zuordnen der Antworten besser xD

Cornelius H. hat gesagt…

Hey Anonymlinge...wählt doch einfach mal nen Namen, damit man auf euch Bezug nehmen kann!
Ja ich bin auch nicht begeistert von dem System hier...und feile an einer Optimierung. Aktuell wäre es aber ein Genickbruch umzuziehen...also muss ich die Unannehmlichkeiten ertragen...