Zumindest dieser Beweis ist erbracht, Josef Ackermann ist menschlich. Mittwoch 21 Uhr und ein Spitzenmanager zeigt sich von der normalsterblichen Seite...Kreislauf im selben Keller, wie die Bilanz der deuschen und der Postbank.
Mit 27 Jahren hatte ich erst- und letztmals extreme Panikattacken, mit Atemnot und gefühltem Herzversagen. Verursacht durch Schlafentzug, massivem Stress, persönlichen Problemen und dem Balanceakt zwischen Insolvenz mit Schudlenberg oder Ruhm und Reichtum. Ich erinnere genau, wie ich wimmernd allein durch die Kälte stapfte, die Hand fest auf die Brust gepresst, Tränen in den Augen -ziellos doch getrieben von Panik und Todesangst. Erst meine kompetente Internistin konnte mit einem umfangreichen Check all meine Angst nehmen und mir die Augen öffnen: die Beklemmung und Todesangst hatte banale Gründe. Ich war der steten Überforderung nicht gewachsen, die Dauerbelastung zehrte an mir.
Es gibt Momente im Leben, die die eigene Perspektive und Selbstwahrnehmung nachhaltig verändern, bestenfalls korrigieren. Todesangst, die Geburt eines Kindes oder der Verlust einer nahestehenden Person zeigen einem überdeutlich, wo im Leben die eigentlichen Prioritäten liegen sollten. Arbeitete ich zuvor pflichtschuldig, wie eine Maschine, getrieben von Ehrgeiz und Erfolgsdruck, lernte ich endlich wieder die Vorzüge von Freizeit, Freiraum und sozialem Umfeld kennen. Kleinigkeiten bereicherten erstmals wieder den Alltag - Kontostand und Karriere verloren an Gewicht...ich fand zurück in die Freude am Leben an sich. Zuvor taugten einzig alkoholgeschwängerte Abende zur Formatierung der Sorgenfestplatte, um die Müdigkeit am nächsten Tag in Koffein zu ertränken.
Ich kann nur mutmaßen, dass auch Ackermanns Synapsen, zumindest kurzzeitig, zu neuen Denkmustern fähig waren. Nicht zufällig trifft der Schwächeanfall auf ein Erfolgstal seiner Karriere. In solch abgehobener Position kann ein Individuum sich weit von der Realität und der Gesellschaft entfremden. An der Spitze herrscht Einsamkeit, Platz für Schwächen, Zweifel und Hilfegesuch ist kaum vorhanden. Zumindest ein kleines Zeitfenster wird sich Melancholie in sein Krankenzimmer geschlichen haben, die folgenden Stunden im Hotelzimmer hatten sicher genug Platz für viel Nachdenklichkeit. Wenngleich sich Josef Ackermann sofort zurück in seine Arbeit stürzte und erneut ablenkte...die Seele hat einen blauen Fleck. Ich glaube an das Gute im Menschen, selbst wenn Etliche in der Lage sind es gut zu verbergen, es ist nie zu spät für Besserung.
Ich wiederhole gern die Phrase "der Kapitalismus frisst seine Kinder". Ein Merckle wählte den Freitod im Gleisbett, einige sprangen aus dem Fenster, wiederum erscheint anderen ein simulierter Selbstmord als letzter Ausweg, Knast bekommen andere ... in irgendeiner schlaflosen Nacht gibt es für jeden Veränderung. Josef Ackermann: Kaum jemand wäre in vergleichbarer Postion, dass Ruder einmal herumzureissen, sich selbst ein positiv behaftetes Denkmal zu setzen und von übertriebener Gier zu verabschieden, im Gegenzug sogar Gutes zu stiften...Doch ich ahne solche sentimental verschwurbelten Denkansätze bleiben Utopie, dennoch Gute Besserung (ohne "gute Preise")
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