Von Platz 94 der Forbesliste auf das Gleisbett kurz vor Blaubeuren - einer der großen Puppenspieler des Kapitalismus hat sich selbst um die Früchte seiner Arbeit, sowie sein Leben gebracht. Google verzeichnet 716.000 Treffer für den Begriff Merckle, den finalen Treffer allerdings erledigte heute, offenbar erwünscht die Deutsche Bahn. Adolf Merckle hat nach dramatischen Fehlspekulationen und innerhalb der beschrieenen Finanzkrise nur mehr den Freitod als Lösung akzeptiert. Meinerseits kritisiert gab es für den Besitzer unzähliger Firmen starke Partner und positive Verhandlung standen just kurz vor dem Ergebnis.
Nun gibt es in meinem Blog kaum Protagonisten, welchen ich mehr als einen Post widmete, Merckle jedoch war schon kritisierter Darsteller in zwei Beiträgen, mit diesem hier sogar dreien. Meine anfängliche Empörung litt mit Bekanntwerden seines Selbstmordes, allen Missetaten zum Trotz wünsche ich mir Läuterung, nicht aber Ableben von giergetriebenen Unternehmern. Insofern ist mein Mitgefühl für die Hinterbliebenen durchaus ehrlich gemeint.
Das Bild des Ikarus drängt sich auf. Wohl niemand wusste so sehr wie Adolf Merckle, um die Spielregeln des Kapitalismus. Kaum jemand konnte die Grenzen des Legalen so gewinnbringend ausreizen und bewegte sich ähnlich diskret durch nationale und internationale Unternehmertum. Die Steuerspartaktik des Merckle-Konzerns, bewegte sich immer wieder bis zu den Rändern der Legalität, während im Gegenzug sogar Grundlage für Agrarsubventionen geschaffen wurde. Der Gründer von Ratiopharm konnte pokern, wie kein Anderer und schlug besonnen und sparsam zu, während er dabei seinen Expansionskurs forcierte. Die nötigen Hintergründe zur Person sind recherchiert und bedürfen meiner Abhandlung nicht, so zum Beispiel im Managermagazin.
Während der Kapitalismus zuletzt hohen Unterhaltungswert mittels Kursturbulenzen, Währungsverfall, Ressourcenpreiskarussell und Insolvenzen lieferte, bangen mittlerweile erste Privatpersonen um ihre Existenz. Die Zahl der "Kleinen", welche in Kürze geopfert werden kann nicht unbeträchtlich sein. Das mit dem Blaubeurer Firmenmogul nun ein ganz großer keinen Ausweg mehr sieht, taugt durchaus als Drehbuchvorlage. Die unsägliche Gier und der Mut zum unkalkulierbaren Risiko trifft erstmals deutlich sichtbar ausgerechnet einen Protagonisten.
Man sollte meinen mit Milliardenwerten in Richtung zweistellig fällt ein jeder weich, doch wiegt die Schmach, die Existenz- und Versagensangst, verletzter Patriarchen-Stolz und die Angst alles zu verlieren wohl unendlich. Ikarus flog zu hoch, der strahlenden Sonne entgegen. Fehlspekuliert mit VW-Aktien nahm alles seinen Anfang, da passt die frische Information ideal: Porsche hat nunmehr die Mehrheit am VW-Konzern übernommen. Den pietätlosen Kalauer "Gute Preise - Gute Besserung" verkneife ich mir an dieser Stelle und schließe mit einem Appell an die Vernunft unserer Gesellschaft und zwar forciert einschließlich der Entscheider. Die Opfer sind schon groß genug.
Dienstag, 6. Januar 2009
Der Kapitalismus frisst seine Kinder - Merckle als Ikarus
Labels:
Bankenkrise,
Ratiopharm,
Unternehmenserfolg,
Wirtschaftskrise
Abonnieren
Kommentare zum Post (Atom)
1 Kommentar:
Der Vergleich mit Ikraus liegt nahe, aber Ikarus hat nicht mit dem Vermögen anderer gespielt. Ikarus wusste nicht was er tat, weil er voller jugendlicher Leichtsinn war, Merckle dagegen wusste sehr wohl, worauf es sich da einlässt. Wenn nicht, wäre es ja noch unentschuldbarer, was er getan hat und sein Tod ja regelrecht wünschenswert gewesen...
Schönen Gruß vom bösen Paramantus... ;-)
Kommentar veröffentlichen